#542 Auftragsarbeit

Ich greife nach dem Tablet, das auf der Kücheninsel liegt. Bin auf dem Weg nach draußen, um mich dort zum Schreiben hinzusetzen. Halte jedoch kurz inne und drehe mich zur anderen Hälfte meines Haushalts um. Hast du einen Wunsch, über was ich heute schreiben soll?, frage ich und schaue ihn dabei gespannt an. Seine Antwort folgt prompt: „Ja, du kannst mal darüber schreiben, dass wir Schwaben viel besser sind als unser Ruf“. Okay, denke ich mir. Dazu fällt mir was ein.

Tausend Dinge.
Womit fange ich an?
Das ist ein weites Feld!

Nähern wir uns den Schwaben und ihrem Ländle auf dem geografischen Weg, gibt es zwei Tatsachen, die mir immer schon gefallen haben, lange bevor es mich vor einem Vierteljahrhundert zufällig hierher verschlagen hat. Erstens, das Wetter ist gut und die Landschaft ist so ähnlich, wie im Rheinland, selbst wenn der Neckar nur eine Miniaturausgabe des Rheins ist. Zweitens, eine Stadt, die nach einem Stutengarten benannt wurde, kann per se nicht schlecht sein.

Mit diesen beiden Überzeugungen bin ich hier gestartet.

Schnell, noch vorm Umzug, kam eine weitere hinzu. Eine mir sehr nahestehende Person machte mich mit einer Eigenschaft bekannt, die ich zuvor nie gehört hatte: der schwäbischen Kehrwoche. Was ist das? Einmal wöchentlich wird die Straße gefegt und der Keller nass gewischt. Wozu? Nun, da gab es keine Diskussion. In diesem Punkt war die Hausordnung eindeutig.

Mit den Jahren habe ich mich ins sprachliche Idiom reingefuchst. Verstehe aber längst nicht alles, bin schätzungsweise bei achtzig Prozent. Je nach Region und Ausprägung der Phänotypen, die mir begegnen, kann es ein wenig schwanken. Alles in allem, kann ich jemals einem Menschen böse sein, der mich bei den Worten: ich bin ein Pazifischt, treuherzig anschaut?

Und außerdem, wer braucht Fürsprecher, der von sich sagt: Wir können alles. Außer Hochdeutsch.

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