Neulich war ich mit dem Rad unterwegs. Von hier nach Stuggidings, ihr kennt das. Ich verbinde Haareschneiden gleich mit einer kleinen Trainingsfahrt, umgehe auf diese Weise den Berufsverkehr und verspätete S-Bahnen. Außerdem fahre ich die Strecke wirklich gerne. Es ist hell, die Luft herrlich angenehm temperiert. Da schlägt das Radlerherz höher.
Die Frisur sitzt, ich mache mich auf den Rückweg. Spontan entscheide ich, meine freie Zeit und das gute Wetter für einen Umweg zu nutzen. Ich fahre durch meine alte Hood in Bad Canndings. Schaue, was sich verändert hat, was geblieben ist und strample die leicht ansteigende Straße hinter der Stadtgrenze zum nächsten Ort entlang. Komme an Schrebergärten vorbei, fahre über freies Feld mit weitem Blick auf die Bauruine eines imposant geplanten Wohnturms, dessen Umsetzung leider völlig in die Hose ging. Weinstöcke, Rosenplantagen und reihenweise Salat gibt es zu bestaunen.
Wie oft bin ich hier gejoggt? Oft. Nie war es langweilig, immer war was los. Spargel, Erdbeeren und Rhabarber im Frühling, Weintrauben im Herbst.
Abgelenkt von meiner nostalgischen Erinnerungen merke ich langsam, dass ich Durst bekomme. Die Sonne steigt höher, es geht auf Mittag zu, es wird heiß. Mist, zu trinken habe ich natürlich nichts dabei. Wie auch, ist ja spontan. Dumm nur, dass der anstrengendste Teil noch vor mir liegt. Ich muss über den Hügel drüber. Umdrehen kommt auf keinen Fall in die Tüte. Also was tun?
Ich habe eine Idee. Am Ortsausgang des nächsten Dorfs gibt es eine „Obst- und Gemüse-Tankstelle“, da werde ich schauen, was es gibt. Äpfel, Beeren, Kartoffeln, Frühlingszwiebeln, Radieschen lasse ich liegen und nehme mir ein Schälchen Kirschen. Stecke das Geld ins dafür vorgesehene Kästchen und rolle in den Schatten, snacke sie der Reihe nach weg. Lecker. Saftig und süß geben sie mir genügend Power für die letzten Kilometer.