Hinten im Küchenschrank, neben Bügelbrett, Wischeimer und Reinigungsprodukten steht unsere Leiter. Die brauche ich heute, um ganz oben ans obere Regalfach im Kleiderschrank zu gelangen. Denn dort steht die Kiste, auf die ich es abgesehen habe. Es kommt nicht oft vor, dass ich sie mir, beziehungsweise ihren Inhalt, anschaue.
Na, könnt ihr euch denken, was ich in ihr aufbewahre? Nein? Gut, dann sage ich es euch. Fotos. Ja, echte Fotos entwickelt auf Fotopapier aus dem Fotogeschäft und nicht vom Drogeriemarkt. Auf manchen Rückseiten befindet sich ein aufgedrucktes Datum, sodass sie sich zeitlich einordnen lassen. Keins ist jünger als 2003 würde ich schätzen, ohne es wirklich zu überprüfen.
Ich habe es hier mit Ausschussware, Überbleibseln und Resten zu tun, die ich nicht (mehr) in Alben klebe. Die Zeit der großen, schweren Fotoalben ist vorbei. Leider. Ihr seht also, dass genau daran der Reiz meiner Kiste liegt. Vielleicht könnt ihr es nachempfinden. Es sind Erinnerungen. Wunderbar haptische Erinnerungen. Vergilbt, unprofessionell, unscharf. Allesamt haben sie es irgendwie in kein Album hineingeschafft. Nun gut, ich kann schon verstehen, warum. Dafür ist ihr Unterhaltungswert um so größer.
Guck mal wer da winkt. Ist das Bild nicht großartig? Ein Kinderarm vor Gelsenkirchener Barock im Wohnzimmer meiner Oma. Das Kind ist inzwischen eine erwachsene Frau und die Oma (#386, #387 schwarz) schaut vom Himmel auf mich herab. Alles ist vergänglich, verändert sich, der Augenblick, abgelichtet, bleibt.
Einige Fotos tragen auf ihrer Rückseite liebevolle Bemerkungen. Jede dieser Handschriften erkenne ich sofort. Ein bisschen Wehmut überkommt mich und ein wenig Freude und Dankbarkeit. Ein Mischmasch der Gefühle eben.
Vorsichtig packe ich alles wieder zusammen. Räume die Fotos zurück in ihre Fototaschen, vorne ein Fach für die Negative. Ob ich jemals wieder eins nachmachen lassen werde? Aufheben, ja aufheben tue ich alles, keine Frage.