Ich freue mich über meine Entscheidung, das Auto stehen gelassen zu haben und zum Zahnarzt mit dem Rad zu fahren. Auch wenn es wirklich keinen Spaß macht, mit dem Rennrad und seinen schmalen Reifen über den holprigen Straßenbelag zu hoppeln. Ding, ding, ding…es ruckelt und wackelt und ich halten den Lenker fest, damit mir das Vorderrad nicht flöten geht.
Warum ich nicht einfach mit dem Gravel fahre oder mein Cityrad nehme, fragt ihr euch? Der Weg ist für mein Cityrad zu weit und das Gravel hat neue Mäntel bekommen, die erst eingefahren werden müssen. Das mit den Mänteln kommt nicht von mir, sondern von der andere Hälfte meines Haushalts. Ich bin bei diesen technischen Besonderheiten blank. Aber ins Auto steigen oder mit den Öffis fahren, hatte ich keine Lust.
Um nicht in Rennradschuhen durch die Praxis zu klappern, habe ich mir meine Turnschuhe in den Rucksack gepackt. Diskret wechsle ich die Schuhe um die Hausecke hinten im Hof, wo ich ebenfalls mein Rad anschließe. Dann betrete ich die Praxis. Mein Arzt sitzt am Tresen und bitte mich, kurz im Wartezimmer Platz zu nehmen.
Beim Warten fällt mein Blick auf das Fenstergitter. Es ist aufwändig gestaltet, wie ich finde. Ich überlege, wer sich damals wohl Gedanken zu dessen Design gemacht hat. Könnte Jugendstil oder Art Déco sein oder eine Mischung aus beiden Richtungen, denn es ist organisch verspielt und gradlinig zugleich. Richtig schön, oder?
Dann bin ich an der Reihe. Ein wenig plakativ habe ich mein Alb extrem-Trikot angezogen, was meinen Arzt zur Nachfrage verleitet, ob ich dort wirklich mitgefahren sein. Na klar, antworte ich ihm. Allerdings relativiere ich, gebe freimütig zu, dass ich nur die kleine Runde gefahren bin. Er ist dennoch beeindruckt und wir quatschen ein wenig (#331Sonnenuhr), bevor ich den Mund aufmachen muss.