#575 Reifegrade

Es passiert immer plötzlich: die Marillen sind reif. Komisch, dass mich das jedes Jahr aufs Neue überrascht, eigentlich müsste ich es besser wissen. Anfang August ist ihre Zeit. Ich weiß das deshalb, weil ich stets vor unserem Sommerurlaub mit Marmelade einkochen oder Marillenkuchen backen beschäftigt bin. Nun, das wird dieses Jahr nichts werden. Der Baum trägt dafür viel zu wenig Früchte. Einige Äste sind komplett leer. Irgendwas ist im Frühling schief gelaufen. Zu nass, zu kalt, zu wenig Insekten? Ich kann nur Vermutungen aufgrund der sichtbaren, marillenlosen Äste anstellen. Meine Ernte jedenfalls, kann ich vergessen. Wie wertvoll ist jetzt das Glas Marmelade vom letzten Sommer, das noch bei mir im Küchenschrank steht.

Übrigens gilt dasselbe für die Blutpflaume im Garten. Als eine der ersten hat sie früh im Jahr üppig geblüht. Aber auch hier gab es im Mai keine Früchte. Gar nichts. Seltsam, oder? Ich bin gespannt, wie es im nächsten Jahr aussehen wird. Wirklich einen Reim drauf machen kann ich mir nicht und frage mich, ob das der Klimawandel oder ein normal vorkommendes Naturereignis ist. Schwer zu sagen. Ich werde weiter beobachten. Im Leben nicht hätte ich vermutet, dass ein so winziger Garten wie meiner, mit doch verhältnismäßig vielen Fragen und Geheimnissen aufwartet. Ich entdecke ständig Aufregendes, Verblüffendes, wenn ich nur genau hinsehe (#533 Ansitzjäger).

Meine Feige hingegen, bleibt gelassen. Sie trägt Früchte. Und wie. Ihre Äste hängen voll, neigen sich gen Boden. Vielleicht liegt es daran, dass sie keine Bestäuber braucht. Die Feigenwespe wird hier nicht heimisch sein, weshalb ich stark davon ausgehe, dass es sich um eine sich selbst befruchtende Sorte handelt, die an der Hauswand steht. Eindeutig weiß ich das nicht. Habe sie als ein Stück abgeschnittenen Ast bekommen.

Was die Marmeladenproduktion anbelangt, bedeutet die diesjährige Entwicklung wohl, dass ich mein Sortiment umstellen muss.

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