#589 der Mantel des Schweigens

Gestern Abend sind mir auf dem Heimweg eine Fülle von Kuriositäten über den Weg gelaufen. Oder besser gesagt, bin ich an einer Fülle von Kuriositäten vorbeigekommen. Darunter dieser Stapel Zeitungen (‚kurios‘ bezieht sich in diesem Fall auf den Inhalt), der, gut verschnürt, neben dem Eingang einer Bäckerei liegt. Offenbar war die Nachfrage zu gering, als dass er gebraucht worden wäre. Wer will den Schrott auch schon lesen, der in diesem Blättchen täglich verzapft wird?

Nun, wie ihr seht, kann ich meinen persönlichen Geschmack nicht leugnen. Muss fairerweise jedoch gestehen, dass ich eben jenes Blatt im Urlaub auch schon in den Fingern hatte. Allerdings mehr aus Mangel an Alternativen. Schließlich gibt es das auch im hintersten Winkel der Welt zu kaufen. Mehr als die reißerischen, polarisierenden Meinungen gibt es nichts, an was ich mich nachhaltig erinnere. Höchstens an das blöde Gefühl, Geld zum Fenster raus geworfen zu haben für eine Meinung, die nicht meine ist.

Aus diesem Grund finde ich es nicht schlimm, dass das Bündel gestern keine Abnehmer gefunden hat und heute kalter Kaffee ist. Auf eine komische Weise passt das zu den leeren Flaschen (# 588 da wird ja der Schnaps in der Pfanne verrückt).

Wie dem auch sein. Wahrscheinlich kennt ihr ähnliche Geschichten rund um besagte Zeitung, oder? Spontan und ungewollt fallen mir Szenen am Strand, im hoteleigenen Poolbereich ein, klischeehaft, die sich mir ins Bewusstsein schieben. Keine Sorge, ich vertiefe das jetzt nicht weiter, lasse die Bilder hinter meinem inneren Auge verschwinden. Dasselbe versuche ich in diesem Zusammenhang mit dem Anblick eines Nachbarn von gerade eben, der sich mir schonungslos offenbarte. Dessen kurze Hose so weit auf halb Acht hing, dass die Poporitze immer noch zu sehen war, selbst, nachdem er die Hose hochgezogen hat. Ich decke den Mantel des Schweigens darüber…

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