Eine erwartungsvolle Spannung stellt sich unterschwellig ein. Nichts Neues. Nein, das Gefühl ist mir bekannt, doch zieht es mich in seinen Bann. Das ist in all den Jahren, in denen ich nun schon der Kindheit entschlüpft bin, gleich geblieben. Und wird sich, vermute ich, den Rest meines Lebens nicht verändern. Die erwartungsvolle Spannung auf ein freudiges Ereignis. Und ein freudiges Ereignis ist zweifelsohne der Beginn des Urlaubs. Darin werdet ihr mir sicher zustimmen.
Also versuche ich dieses Gefühl zu genießen. Schließlich ist kaum ein Tag im Jahr schöner als der, wenn der gesamte Urlaub vor mir liegt. Ich weiß, ich wiederhole mich, doch darf das in Anbetracht der Seltenheit und als Abgrenzung zum Alltag sein. Es hat seine Berechtigung. Ich beschreibe das Gefühl als einen Bären, der aus dem Winterschlaf erwacht und staunend den Frühling entdeckt.
Wir haben geplant, ich und die andere Hälfte meines Haushalts. Ein wenig jedenfalls. Vieles ist noch unklar. Ich weiß nicht, wo ich in einer Woche sein werde. Eine Ungewissheit, mit der andere Menschen wenig anfangen können. Es geradezu ein unbehagliches Gefühl bei ihnen hervorruft. Bei mir ist das Gegenteil der Fall. Der Grad der Unplanbarkeit, Spontanität übt den Reiz aus, der mich fasziniert. Wäre ich ein paar Jahrhunderte früher zur Welt gekommen, ich hätte Entdeckerin werden können. So bleibt mir halt nur das. Und das ist besser als nichts.
Bevor wir starten sind Restarbeiten zu erledigen. Haushaltsdinge. Ich arbeite meine Liste ab, die der Routine eines langjährigen Qualitätsmanagements entspricht. Dabei komme ich meinem Ziel, dem Start ins Abenteuer, Schritt für Schritt näher. Natürlich beschäftigen mich Gedanken: was passiert, wenn…, oder: habe ich an alles gedacht, denn was brauche ich, wenn…? Egal. Acht Kilogramm Gepäck müssen reichen. Und außerdem, ich bin in Mitteleuropa, mit Kreditkarte und Versicherungsschutz unterwegs, richtiges Abenteuer geht ganz anders.