Mit dem Gedanken, dass hinterm Tunnel Italien liegt, fahre ich in den Sankt-Gotthard-Tunnel ein, male mir den Blick von oben auf das Mittelmeer aus, den ich gleich haben werde. Natürlich ist das völliger Blödsinn. Ich sehe, wie ihr zum Widerspruch ansetzt. Zu recht. Erstens ist es dunkel, ich würde, selbst wenn hinter dem Tunnel Italien läge, kein Mittelmeer sehen. Zweitens ist das geografisch gar nicht möglich. Folglich fahren ich weiter und übe mich in Geduld.
Irgendwann gegen Mitternacht erreichen wir unsere Unterkunft in Fidenza, checken ein und genehmigen uns zur Feier des ersten Urlaubsabends ein Birra als Schlummertrunk. Morgen früh geht es weiter gen Roma.
Wir starten mit einem improvisierten Frühstück, das aus den Überbleibseln unseres Kühlschrankinhalts von daheim besteht und beschließen vor der Auffahrt auf die Autobahn nicht nur zu tanken, sondern auch den ersten italienischen Cappuccino des Urlaubs zu genießen.
Das Café im nahegelegenen Einkaufszentrum ist gut besucht. Beim Blick auf die Auslage, kein Wunder. Wir verkneifen uns die Törtchen, verschieben das auf später und freuen uns über den leckeren Cappuccino (zwei Tassen für insgesamt 3,60 €, Anm. der Redaktion). Dann geht es wieder auf die Straße. Gut fünfhundert Kilometer liegen vor uns bis zum römischen Flughafen. Wir wollen dort spätestens um 15 Uhr starten, um nich allzu spät in Aprilia, unserem heutigen Ziel, anzukommen.
Bei einer Pinkel- und Fahrer:innenwechselpause beim allgegenwärtigen „Autogrill“ haben scheinbar gleich mehrere Reisebusse ihrer Passagiere austreten lassen. Wie immer ist die Damentoilette überfüllt. Warum zum Kuckuck hat sich die Einsicht hier anders zu planen in den vergangenen fünfzig Jahren nicht durchgesetzt? Das bleibt mir ein einziges Rätsel, für dessen Ursache ich allerdings eine eindeutige Vermutung hege. Aber es ist Urlaub, meine Geduld sowie gute Laune endlos und ich stelle mich brav in die Schlange. Was sonst?