Heute habe ich etwas gesucht. Ich habe meinen Prittstift gesucht, weil ich was zu kleben hatte. Beim Aufziehen der Lade an meinem Schreibtisch hatte es sich dann auch gleich mit dem Thema des Tages erledigt: Schubladen.
Nun, nichts ist so praktisch wie Schubladen – in diesem und im übertragenen Sinn. Man kann alles bequem hereinpfeffern ohne sich groß Mühe zu geben und hat trotzdem beim Aufziehen derselben den vollen Überblick. Schließt man sie wieder zu, ist die Umgebung, egal wie es in ihr aussieht, trotzdem ordentlich. Manche von ihnen lassen sich ohne sanftes Ruckeln und gutes Zureden ob der zahlreichen Dinge, die sie beherbergen, kaum wieder zuschieben. Andere sind schon von Beginn ihrer Existenz an schwergängig und zickig – auch ohne Inhalt. Und als Quelle unglaublicher Entdeckungen ein Ort, an den man nicht weit reisen muss. Phänomenal.
Wer hat sich nicht schon mal bei dem Satz: ach, das habe ich auch (immer) noch? ertappt oder sich hat sagen hören: endlich, da ist das Ding, das ich schon (immer) gesucht habe? Jeder kennt das, jeder! Und sollte es Ausnahmen geben – schade, denn die Befriedigung des Findens und die unverhofften Begegnungen lassen einen tief blicken. Philosophiert man weiter, hat diese unglaublich praktische Erfindung der Menschheit aber auch so ihre Tücken. Es ist trügerisch zu denken, dass auf den ersten Blick (immer) alles ersichtlich ist. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Oft hilft alles nichts und man muss graben und wühlen und sich durch undurchdringliche Schichten dort ausharrender Achtlosigkeiten kämpfen. Aber manchmal kommt es vor, dass man etwas garantiert nur dort findet.
So ist es mir heute gegangen. Ich wusste genau, der Klebestift muss dort sein oder etwas in der Art – vielleicht würde ich auch noch eine verschrumpelt zerquetschte Uhu-Tube finden…die hoffentlich noch nicht in Gänze vertrocknet ist. Das wäre toll. Und siehe da, ganz hinten rechts hatte sich mein Kleber versteckt. Wusste ich es doch!