#610 Herausforderungen

6:30 Uhr. Meine Blase macht sich bemerkbar und ich schäle mich aus unserem Zelt. Rückwärts geht das am Besten. Als ich aufrecht stehe, sehe ich, dass es kurz vor Sonnenaufgang sein muss. Leise krabble ich noch mal zurück, um mein Handy zu holen und um mich zu vergewissern. Tatsächlich Sonnenaufgang ist für 6:39 Uhr angekündigt. Ich verkneife mir also den Toilettengang und schaue aufs Meer hinaus.

Sein Blau erstrahlt in den unterschiedlichsten Nuancen. Wie einmal quer durch den Aquarellfarbkasten gewischt. Die Berge im Hintergrund sind in lichtes Grau gehüllt. Hinter ihnen erhebt sich die Sonne. Erste Strahlen tauchen die Wolken in rosarot. Ich versuche die Stimmung zu fotografieren, es gelingt mir nicht. Das Original bleibt einzigartig. Ein Augenblick, der sich ständig verändert. Ich schaue dem Farbenspiel fasziniert zu, es ist wunderschön.

Nach dem Frühstück geht es für die andere Hälfte meines Haushalts und mich zur Stadterkundung. Castellammare Del Golfo entpuppt sich als nettes Städtchen mit schönen Geschäften. Aus Mangel an Kapazitäten betrete ich diese lieber nicht. Dafür gönnen wir uns außerplanmäßig ein Eis und schauen dem Treiben auf der Straße zu.

Nach ein paar Besorgungen im Alimentario hinsichtlich unseres Mittagesessen, dass wieder aus Panini con Fromaggio, Prosciutto Cotto e Promodori (intaliendeutsch) besteht, geht es an den Strand. Was sonst.

Der Sand rieselt mir durch die Finger. Er ist samtig weich, eine Mischung aus Grieß und Mehl. Besser kann ich es nicht beschreiben. Es ist ein angenehmes Gefühl, hineinzufassen.

Die Wellen sind heute hoch, brechen sich mehrfach. Für ein Toben in den Wellen, werde ich wohl nie zu alt werden. Warum auch.

Dann trübt nur ein klitzekleines Problem die Urlaubsfriedlichkeit und das ist der Bahnstreik, den die Italiener ausgerechnet von morgen Nacht bis Freitag Abend geplant haben. Tja, das ist dumm und eine echte Herausforderung für uns, weil morgen und Freitag unsere Transfertage zurück nach Rom sind. Da müssen wir irgendwie am Samstag ankommen.

Gut. Plan A: Freitagmorgen, nach unserer Ankunft mit der Fähre in Neapel, zum Hauptbahnhof radeln in der Hoffnung, dass uns doch ein Zug gen Norden Richtung Rom bringt – inklusive Fahrräder! Das wird nicht ganz einfach werden, zumal wir von reichlich Chaos am Bahnhof ausgehen. Wie das halt so ist bei Streiks. Plan B: mit der Metro raus aus Neapel. Möglichst bis zur Endstation und von da ab weiter, wie uns (mich) die Räder tragen. Plan C: mit dem Rad aus Neapel raus so weit wir kommen, dann, ab 18:00 Uhr, in einen Zug Richtung Rom steigen. Plan D: keine Ahnung.

Mein Wunsch ans Universum: bitte A oder B. Die Straßen rund um Neapel sind weniger wegen des Verkehrs (der ist auch nicht ohne aber damit kommen wir klar), sondern aufgrund ihrer Zustände wirklich eine absolute Herausforderung, die es zu vermeiden gilt.

Wenn Eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen…

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