Nachts sind bekanntlich alle Katzen grau und an Regentagen nicht nur die Katzen. Da muss ich mich schon ganz schön anstrengen, um einen Farbklecks zu entdecken. Gar nicht so einfach unterm Regenschirm ebenfalls die Gegend im Blick zu behalten. Jetzt ist schließlich alles dreimal mehr eingeschränkt. 1.) Weil der Regen kaum Lust auf Interaktionen macht. 2.) Wir beim Laufen oft aufs Handy schauen. Und 3.), weil der Regenschirm unser Gesichtsfeld zusätzlich verringert.
Ich stapfe die Stufen der Unterführung hoch. Das Wasser klebt an den Absätzen, die Blätter ebenfalls. Aus bunt ist bei ihnen mittlerweile braun geworden. Wie schön ist dabei dann doch der Kontrast zum Geländer des Treppenaufgangs? Normalerweise würde mir sein Gelb wahrscheinlich gar nicht auffallen. Diesmal schon. Ein Farbtupfer im tristen Einheitsgrau. Dabei ist es unerheblich, dass die Farbe abblättert, der Rost seinen Tribut fordert. Das tut mir gut, merke ich und ich schaue mich weiter um.
Bald mache mit mir selbst einen Wettbewerb daraus. Luge unter meinem Schirm hervor in der Hoffnung, ein Fitzel Farbe zu entdecken. Egal was es ist. Ein knallig gestrichenes Haus, das Leuchten einer Ampel, ein buntes Auto (außer schwarz, weiß, silber und grau geht alles), eine Blüte, die sich dem Herbstwetter entgegen stellt, ein buntes Graffiti. Ein einsamer Kampf für die gute Laune, selbst wenn meine Schuhe nass und mein Weg weit ist. Weit im Verhältnis zur Intensität des Regens. Selbst kurze Strecken können unter diesen Umständen schließlich zur Herausforderung werden.
Erstaunlich ist, dass ich wirklich fündig werde, wenn ich bewusst hinschaue, die Augen offen halte. Noch erstaunlicher ist es, wie doll Farben zu strahlen beginnen, ist der Rest um sie herum trüb. Das macht Mut. Mir jedenfalls und lenkt meine Gedanken in positive Bahnen. Am Ende komme ich ein wenig durchnässt aber dennoch gutgelaunt an.