Meine Füße haben ganz ohne meine Einwilligung beschlossen, neue Wege zu gehen. Obwohl, „neu“ ist übertrieben. Natürlich bin ich hier schon lang gelaufen, doch es ist eine Weile her. Entweder habe ich damals nicht auf die Farbgebung geachtet, oder hier wurde tatsächlich kürzlich frisch gestrichen. Ich kann es nicht genau sagen, finde jedoch, dass es wirklich gut aussieht. Bunt. Abwechslungsreich. Ganz anders als die Unterführungen, die normalerweise auf meinem Weg liegen.
Wahrscheinlich ist es der Unterschied, der mir sogleich ins Auge springt. Abgesehen vom knalligen Anstrich, der gute Laune verspricht, gefällt mir der mit Natursteinen gepflasterte Boden. Das macht viel mehr her als Waschbeton oder Teer. Findet ihr nicht auch? Schade, dass nicht alle Unterquerungen gleichfalls ansprechend gestaltet sind. Hier ist es schwer vorstellbar, dass mir Uringeruch um die Nase weht. Eine Duftnote, die wir alle nur zu gut aus anderen Tunnelsystemen kennen.
Mit diesen Gedanken im Kopf, läuft mein Ich meinen Füßen nach, biegt in den Park ein, in den die Unterführung mündet. Linker Hand gibt es ein Museum, rechts einen Kindergarten. Beides, Museum und Kindergarten, mögen ebenfalls ein Grund für die besondere Ausführung dieses Bauwerks sein. Für die Kindergartenkinder und ihre Eltern sowie die Museumsbesucher freut es mich. Und für mich ebenfalls, schließlich bin ich ja gerade auch hier.
Im Park wenden sich meine Füße nach rechts in Richtung Innenstadt. Ich habe beschlossen, sie gewähren zu lassen und laufe brav hinterher. Es geht über die Fußgängerbrücke. In ihrem neuen Teil verläuft sie über die Bahngleise, ihr alter Teil überquert den Fluss und die angrenzende Bundesstraße. Meine Füße entscheiden sich für die Bahngleise. Ich bleibe kurz am großen Plakat stehen. Nächstes Jahr soll den Angaben darauf zufolge der Neckardingsbumspark fertiggestellt sein. Bin gespannt, ob das klappt und was mich erwartet. Vielleicht erlebe ich ein paar Überraschungen?