#648 Kahlschlag

Das Wasser knistert im Kessel. Gleich kocht es und er beginnt zu pfeifen. Ich trockne die neue Teekanne ab, die ich heute Vormittag in der Stadt besorgt habe, da unsere alte auf wundersame Weise in der Schublade einen Sprung bekommen hat. Ohne Tee im Winter geht es nicht. Diesen Missstand muss ich ändern, werde schnell fündig und radle nach Hause. Dort wartet das letzte Mal Rasenmähen in diesem Jahr auf mich.

Die andere Hälfte meines Haushalts verabschiedet sich zum Rennradfahren und ich nehme den Kampf mit dem Grünzeug auf. Der Rasen ist schnell gemäht und das Wetter gut. Also nutze ich meinen Elan und mache mit den Dingen weiter, die schon lange auf meiner To-do-Liste stehen.

Zuerst rupfe ich einen kleinen Busch raus, schneide den umliegenden Bodendecker und ebne den Boden ein. Dann hole ich sechs Platten aus dem Kabuff. Die sind echt hässlich, reichen aber als Provisorium für mein Vorhaben. Ich baue einen Überwinterungsplatz für den Grill unter dem Wohnzimmerbalkon. Gesagt getan. Ich komme gut voran und mache weiter. Der restliche Flieder muss endgültig gekappt werden. Mit der großen Astschere rücke ich ihm zu Leibe, dann kommt die Säge dran.

Danach hantiere ich mit unserer 4-Meter Aluleiter. Stelle sie an die Hauswand, nehme die Astschere, schneide die Glyzinie soweit ich rauf reiche. Meine andere Hälfte ist mittlerweile wieder zurück, verdreht die Augen, als er mich so sieht und greift ins Geschehen ein. Den Fliederstumpf habe ich für ihn übrig gelassen. Das ist ein ganz schönes Stück Arbeit. Ich hake derweil, schnipple klein, räume auf.

Jetzt warte ich aufs Teewasser. Ein dickes Stück Kuchen liegt auf dem Teller. Das habe ich mir verdient. Meine Sportwatch zeigt mir nach vier Stunden Gartenarbeit an, dass mein Aktivitätsziel bei 145% liegt, ganz ohne Sport. Da schmeckt der Kuchen gleich dreimal gut.

Teilen:

Weitere Beiträge

#688 Kuchen

Auf einer Skala von eins bis zehn…was wären wir ohne solche Fragen, die uns einen Kompass bieten oder uns zur

Weiterlesen