Meine Augenlider werden schwer und die Zahlen in der Tabelle vor mir auf dem Computer scheinen beschlossen zu haben, ein Eigenleben zu führen. Was wollte ich gerade machen? Verflixt. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Also beschließe ich alle Dateien zu speichern, melde mich vom Server ab und klappe mein Laptop zu. Für heute ist es genug.
Ich überlege, ob ein Powernap auf dem Sofa oder ein Gang um den Block besser ist und entscheide mich für den Spaziergang. Draußen merke ich, dass ich viel zu warm angezogen bin. Stiefeletten, dicker Schal und warme Jacke. Das braucht es zum Glück nicht. Egal. Ich öffne meine Jacke und nehme den Weg zum Altglascontainer. Wenn ich schon unterwegs bin, dann kann ich mich gleich ein wenig nützlich machen und Hausarbeit erledigen. Außerdem habe ich das Kuchenblech eingepackt, was ich ebenfalls seiner Besitzerin zurück bringen möchte, damit es nicht mehr bei mir in Flur auf meinem Schränkchen rumfliegt.
Ich schaue mich um. Mein Blick sucht bunte Blätter, findet sie vereinzelt hier und da, doch es ist zu spät am Nachmittag, als dass die Sonne sie in Szene setzen könnte. Im Park sitzt ein Mann auf einer Bank. Ihm scheint die Sonne noch ins Gesicht und er genießt sichtlich ihren letzten Gruß, bevor es Abend wird. Ein anderer hat es sich in seinem Fenster über der Bäckerei gemütlich gemacht. Seine Arme auf einem Kissen, schaut er zu uns herunter und die Straße entlang. Das kann ich gut verstehen. Manchmal ist „Streetview“ besser als jede Unterhaltungssendung im Fernsehen.
Wieder daheim, kümmere ich mich um meine Blumensträuße. Sortiere aus, stecke neu zusammen. Während ich hantiere, gehen meine Gedanken weiter spazieren. Ich suche nach einer Textinspiration für einen speziellen Schnappschuss. Nun, irgendwann ist es soweit, da fällt mir was ein. Dessen bin ich mir sicher.

