Kennt ihr die Aufforderung: Mäuschen, sag mal piep? Ich kenne sie. Allerdings ist es eine Ewigkeit her, seitdem ich sie benutzte. Wozu auch? Ich stand schon lange nicht mehr mit verbundenen Augen in der Mitte, umringt von anderen Kindern, deren Identität ich anhand ihres piep-Sagens erraten sollte. Überhaupt. Kindergeburtstage. Was für eine Aufregung. Als Kind, das Geburtstag hat, als Gast bei einem Kind, das Geburtstag hat und als Elternteil eines Kindes, das Geburtstag hat.
Bei letzterer Konstellation war ich, zugegebener Maßen froh, wenn ich abends die kleinen Gäste wohlbehalten ihren Eltern zurück geben konnte. Unabhängig davon, wie es bei uns in der Wohnung aussah. Völlig egal. Hauptsache alle Kinder hatten ihren Spaß, niemandem war etwas passiert. Es gab kein Gezanke, nur glückliche, rotwangige Gesichter. Dann war ich erleichtert, schließlich hatte ich jetzt wieder ein Jahr Zeit bis zum nächsten Event gewonnen.
Aber manchmal läuft es anders. Einmal habe ich es als Gastkind etwas übertrieben. Oder anders ausgedrückt, habe ich beim Ballspielen im Kinderzimmer (!) mitgemacht und mich, anders als die anderen, ungeschickt angestellt. Bei mir flog der Ball geradewegs gegen die Deckenlampe, holte diese mit ordentlichem Geschepper runter und brachte mir eine Standpauke der Veranstaltungseltern ein. Ich war verdammt klein mit Hut, hatte ein schlechtes Gewissen, habe mich geschämt. Und ein wenig Angst davor, was mich zuhause erwarten würde, hatte ich ebenfalls. Der Geburtstag war für mich gelaufen und ich habe versucht, mich unsichtbar zu machen.
Abends wurde ich mit einer Schilderung der Verfehlungen meinerseits zuhause abgegeben. Meine Eltern jedoch, waren gnädig. Das erwartete Donnerwetter blieb aus. Stattdessen erklärten sie mir, dass es dafür Versicherungen gäbe und alles halb so wild sei. Einzig die Stecknadeln, die meiner Mutter beim Nähen auf den Teppich gefallen waren, musste ich aufsammeln, was ich mit Feuereifer und großer Erleichterung tat.

