Meine zum Stillhalten verdammte gesundheitliche Situation treibt mich heute im Dämmerlicht auf die Straße. Ich muss noch eine Runde um den Block laufen. Mich nur zwischen Schreibtisch, Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad zu bewegen, wird ein wenig eintönig. Außerdem habe ich aufgrund ausreichender Medikation kein Wehwehchen, das mich daran hindert.
Die Straßenlaternen sind gerade mit einem Flackern angegangen, der Gehsteig ein wenig feucht von den paar Regentropfen des Vormittags und ich schlage meinen gewohnten Weg ein. Dieses Mal erlaube ich mir die Extravaganz, andersherum als normalerweise zu laufen.
Im Gehen, das wisst ihr längst, lösen sich Denkblockaden, öffnen sich neue Sichtweisen oder schweigt der Geist, je nachdem, was gerade gebraucht wird. Bei mir herrscht heute Schweigen vor und ich schaue in die vereinzelt erleuchteten Fenster, an denen ich vorbei komme. Warum leuchten in vielen Wohnungen Lampen, die ein kaltes Licht erzeugen, frage ich mich. Das sieht von draußen betrachtet irgendwie ungemütlich aus.
Licht, gerade in der dunklen Jahreszeit, ist für mich wichtig. Darauf habe ich bei mir daheim ein Auge und versuche es heimelig zu gestalten. Aber vielleicht ist das etwas, auf das nur ich Wert lege. Vielleicht ist es für die Menschen einfach kein Thema. Anders kann ich es mir nicht erklären. Überhaupt, meine persönliche Meinung ist nichts, was sich auf andere übertragen lässt. Jeder und jede soll schließlich in seinen oder ihren eigenen vier Wänden das Ambiente gestalten, wie er oder sie mag. Da steht mir gar kein Urteil zu.
Geworfen von Straßenlaternen oder der Beleuchtung in Geschäften oder Büros, gefällt mir das Schattenspiel. Wie beim Frisörsalon. Der Kontrast zwischen Hell und Dunkel, dem Interieur in Verbindung mit den Lamellen der Jalousie, ist gut. Er zeigt die Arbeit in einem anderen Licht. Alles ist präpariert, wartet auf die nächsten Kunden, auf den nächsten Tag. Im Dornröschenschlaf.

