#684 auf der schwäb‘schen Autobahn

Es ist Samstagnachmittag. Unsere sieben Sachen für eine Nacht außer Haus sind gepackt und wir starten in unser Wochenende. Wir treffen Freunde, gehen auf ein Konzert. In Richtung Autobahn verlassen wir die Stadt. Auf der Brücke zur Zubringerstraße gibt es eine Geschwindigkeitsbeschränkung. Die andere Hälfte meines Haushalts sitzt am Steuer und hält sich vorbildlich ans Tempolimit.

Nach der Brücke und hinter der Ampel geht es zunächst zweispurig, dann kurz einspurig, dann wieder zweispurig den Berg rauf. Mit zunehmender Höhe steigt die zulässige Höchstgeschwindigkeit von vierzig auf siebzig Stundenkilometer. Wir bleiben im gemütlichen Tempo. Wir unterhalten uns und ich verkneife mir jede Silbe, die darauf hinweisen könnte, dass wir uns womöglich schneller bewegen dürften.

Auf der Autobahn fahren wir weiterhin gemütlich rechts. Kleben hinter sämtlichen LKWs und ich bin froh, dass wir keinen Zeitdruck haben. Warum nicht mal langsam unterwegs sein? Ist sowieso besser für die Umwelt. Dann passiert es. Er schaltet vom Eco- in den Sport-Modus um. Der Motor heult auf und die Tachonadel bewegt sich in schwindelerregende Höhen. Kurzfristig. Bald schon kehrt wieder Ruhe ein. Ich schaue mir derweil die Landschaft an und denke mir, wie dämlich ich bin, dass ich mir darüber überhaupt Gedanken mache. Schließlich ist er es, der mich immer wohlbehalten ans Ziel bringt. Egal, mit welchem Fortbewegungsmittel wir unterwegs sind. Heute auch.

Nichts ist bescheuerter als Verbesserungen von der Seitenlinie. Das habe ich schmerzlich erfahren müssen und genau diese Erfahrung lässt mich die Klappe halten. Etwas auszuhalten, was ich selber anders machen würde, fällt mir zugegeben schwer. Euch vielleicht auch? Autofahren ist dabei nur ein Beispiel. Dafür gibt es tausende. Säße ich am Steuer, gäbe es Dinge, die ihn störten. Trotzdem würden er nichts sagen. So what? Vertrauen und Toleranz sind gute Beifahrer, sie reden wenig und haben große Wirkung.

Teilen:

Weitere Beiträge

#688 Kuchen

Auf einer Skala von eins bis zehn…was wären wir ohne solche Fragen, die uns einen Kompass bieten oder uns zur

Weiterlesen