‚Om tryambakam yajamahe sugandhim…‘ mit diesen Worten beginnt das Mantra aus einer der vier Veden. Im Yoga-Kurs habe ich schon oft Texte aus ihnen gesungen – oder besser gesagt, getönt. Es dauert eine Weile bis ich mich darauf einlassen kann, meine Stimme zu erheben. Die für mich ungelenken und unförmigen Worte, deren Sinn und Zweck sich selbst in der Übersetzung nicht ohne weiteres erklären, zu artikulieren, ist ungewohnt. Komisch, grotesk und unorthodox allemal. In jenem Singsang zu sprechen, der mich einlullt, mich ein wenig schläfrig macht und auf eine seltsame Art und Weise doch berührt. Mich einlassen können auf etwas, was mir zutiefst fremd erscheint und dennoch zu mir vordringt.

Es ist ein Jahrzehnt her, dass ich das erste Mal voller Erwartung aufmerksam in einem Yoga-Anfängerkurs der Lehrerin gelauscht habe. Gar nicht so einfach die Arme und Beine so zu sortieren, dass hinterher ein Fisch, die Cobra, eine Krähe oder der bekannte nach unten schauende Hund zum Vorschein kommt. Bevor ich mit dem Yoga begonnen habe, hatte ich nicht im entferntesten eine Idee davon, in welche Richtungen mein Körper sich biegen und strecken lässt.

Und dann eben noch die Sache mit dem Singsang. OM zu sagen oder SHANTI – und all die anderen komischen Dingen zu tun, ist befremdlich. Ich praktiziere Übungen mit aufgerissenen Augen und herausgestreckter Zunge. Solche Übungen haben für mich den Effekt, meinen Verstand kurzfristig aufs Abstellgleis zu manövrieren. Ungewohnt aber eine Erfahrung. Denn irgendwann habe ich verstanden, dass es darum geht, meine Bedenken über Bord zu werfen. Mich ihr anzuvertrauen, dieser uralten Tradition, die es immerhin geschafft hat, die Zeit zu überwinden. Ich sitze da, lausche meinem Atme, drehe, verbiege, strecke mich, halte mich entspannt in der Anspannung und suche meine Balance. Dieses relative Nichts zu bestehen ist die Aufgabe, die ich erledigen muss. Mehr nicht. OM.

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