Es ist Samstagmittag und ich sitze bei fünf Grand, Nieselwetter und einem schneidigen Wind von vorne auf einer kalten blauen Plastiksitzschale im Station. Vierte Liga. Die Mannschaftshelden, vom Stadionsprecher angepriesen wie Superman und Co., laufen unter lautstarkem Beifall der sechstausendfünfhundertdreißig ortsansässigen Fans sowie einer Handvoll Mitgereister in die Arena ein. Gladiatorenmusik spielt auf und der Kick beginnt mit einem zügigen Elfmeter für die Gäste. So ein Elend und es wird nicht besser. Hautnah erlebe ich das mit, was ich anders nur aus dem Fernsehen kenne.
Da gibt es Wiederholungen und Kameras aus allen Blickwinkeln. Hier ist das naturgemäß nicht so und ich erlebe den Unterschied zwischen Retorte und echtem Fußball hautnah. Und ich erlebe auch den Unterschied zwischen Profis und Amateuren. Der Unterschied sticht sogar meinem unterbelichten Fußballsachverstand glasklar ins Auge. Für mich geht es um nichts und außerdem bin ich freiwillig hier. Also was soll’s. Die Stimmung ist gut und wir versuchen uns mit Kommentaren warm zu halten. Mittlerweile steht es drei zu null für die Gäste.
Ob das noch was wird, frage ich mich und denke mir, dass die Hardcorefans auf der Gegentribüne wohl allmählich anfangen den Fußballgott anzurufen. Dann ist erstmal Halbzeitpause. Das Anstehen zur Stadionwurst wird zur Geduldsprobe aber wenigstens sind wir raus aus dem Wind, der seinen schneidig kalten Atem beständig über uns hinweg pustet. Weiter geht’s. Zweite Halbzeit und schon ein verschossener Elfmeter von uns. Die Gebete müssen intensiviert werden. Doch es hilft nichts. Dafür reißt der Himmel auf und schickt uns ein paar Sonnenstrahlen. Vor mir läuft der Linienrichter beständig hin und her. Im kurzen Hösle immer schön an der Seitenlinie. Dann plötzlich der Anschlusstreffer und ich spüre geradezu die Hoffnung, die die Blauen packt. Das Fünkchen Zuversicht das es braucht, um ein Spiel zu drehen. Doch es ist zu spät. Leider.