Woran merkt man, dass Winter ist? Am fiesen Splitt, der in üppiger Weise unfallverhütend im Überfluss auf den Gehwegen verstreut bis mindestens Ostern sein Dasein dort fristet. Und ab und zu eine Ortsverlagerung in Form des Davontragens durch achtlose Spaziergänger erfährt. Spaziergänger, die gleich einem Vogel, der Samen von A nach B transportiert, winzige Teilchen verschleppen. Hochgeschleudert von den Fersen landen sie ohne Umschweife zwischen Strumpf und Innenfutter im Schuh. Der ausharrende Rest der Bodentruppe wartet geduldig auf Besen und Kehrschaufel, die ihn im Frühling endgültig vernichten… So ziehen meine Gedanken ihre Schleifen.
Sie piksen und drücken in meinem Schuh. Unweigerlich verlagere ich mein Gewicht nach links – nutzt nichts, nach rechts – ebenfalls keine Erleichterung. Nach vorne, nach hinten…ich spiele Klicker Klacker, schüttle meinen Fuß und versuche die biestigen Dinger irgendwie so in meinem Schuh so zu platzieren, dass sie mich möglichst wenig im Fortlaufen ärgern. Daheim klopfe ich ganze drei Steinchen in den Papierkorb unterm Tisch, noch bevor ich meine Jacke an den Haken hänge.
Ich habe es auch schon erlebt, dass ich es nicht aushalten konnte. Oder mir einfach die Nerven fehlten oder mich vielmehr die Geduld verlassen hat. Da habe ich sie mir dann ungeachtet der Witterungsverhältnisse, vom Leib gerissen. Die dicken, festgeschnürten, hochschaftigen Winterschuhe und, selber elegant auf einem Bein balancierend, ausgeschüttelt. Natürlich immer versucht, dabei das (eisige, nasse, matschige, glatte, verschneite) Trottoir nicht zu berühren und mir meinen Schuh mit größtmöglicher Eleganz wieder anzuziehen. Was für eine Wohltat, welch Erleichterung, kein Piksen mehr zu spüren. Freudig, mich dem Störenfried entledigt zu haben, laufe ich dann glücklich weiter, geradewegs den nächsten Steinchen entgegen.