Abschiede sind immer doof – meistens jedenfalls. Abschiede sind für mich immer dann besonders unangenehm, wenn ein Wiedersehen in weiter Ferne liegt oder gar unbestimmt ist. Die Schwermut hält mich dabei umfangen und ich verliere mich in meinen Gedanken. Gedanken an vergangene Tage und beschäftigt mit der Frage, ob ich alles, was ich sagen wollte, auch gesagt habe. Habe ich gar Wichtiges vergessen? Tatsächliche Interaktion, die nicht beim Schreiben irgendwelcher Kurznachrichten hängen bleibt, ist das, was wirklich zählt, ist essentiell. Ich glaube, das wird manchmal vergessen, auch von mir. Aus purer Bequemlichkeit? Wahrscheinlich auch das. Es ist einfach en vogue gekommen.
Mein Weg führt mich heute wieder zurück aus dem rauen Norden in eine etwas weiter südlich gelegene Region. Gewissermaßen in die letzte Bastion, bevor Ostfriesland, bevor Einsamkeit und Weite wieder das vorherrschende Kennzeichen sind. Ich kenne das schon. Ich bin hier aufgewachsen und es schreckt mich genau so wenig ab, wie die Schrullen der Ortsansässigen, die näher auf mich zukommen. Vorbei an den immer präsenten Windrädern rolle ich diesmal über die Autobahn dahin.
Es läuft gut. Besser als gedacht. Nur der Regen bleibt in diesen recht milden Tagen ein Begleiter, der wenig Verschnaufpausen kennt. Norddeutsches Einheitsgrau bei dem sich leichter Fisselregen mit ordentlichen Wassermassen abwechselt. Wasser wohin ich schaue und ich nehme etwas Tempo raus, da nicht ersichtlich ist, wo Fahrbahn, Regen, Wasser, Himmel und Vorderauto anfangen oder aufhören. Sicher ist sicher. Es zucken sogar ein paar Blitze in der Ferne am Himmel. Trotz Regewetter genieße ich die Fahrt. Positiv betrachtet hat das wetterbedingte Verschwimmen der Ränder und gegenständlichen Konturen um mich herum, die mein gemächlicheres Reisetempo bestimmen, etwas von einem Wattebausch, in dem ich dahintreibe. Ich erinnere mich an die gleichmäßige Rotation der Windräder, das sanfte dahinschweben der Möwen und fühle mich ebenfalls angenehm in Bewegung.