#97 Ausfahrt

Das schöne Frühlingswetter begleitet mich das ganze Wochenende. Die Laune steigt und die Freude an Bewegung lässt mich die erste Rennradausfahrt des Jahres in Angriff nehmen. Kurz – kurz kann ich fahren. Also kurze Hose und kurzärmliges Oberteil. Das ist nach der langen Wintersaison ein Fest für jeden Radler. Mit dieser Freude geht es auf die Hausstrecke über unseren örtlichen Hausberg. Ich bin nicht alleine unterwegs. Zahlreiche lockt das Wetter an die frische Luft. Familien radeln im Verbund. Ambitionierte E-Biker räumen dagegen breitbereift und bullig die Fahrbahn leer. Nach gut der Hälfte meiner Strecke geht es bergauf.

Jetzt heißt es gleichmäßig in Tritt zu kommen und in einem guten Rhythmus die kurvige Straße zu bezwingen. Ich versuche so schnell zu fahren – mit geschätzt 1/20-tel PS (Pony-Stärke), wie es geht. Das mache ich schon alleine deswegen, um wenig Angriffsfläche für Fliegen zu bieten, die mich bei zu langsamen Tempo und angezogen von meinem Schweiß, umschwirren. In gutem aber gemächlichen Tempo habe ich Zeit, mir die Vegetation am Wegesrand anzuschauen. Gänseblümchen und Löwenzahn in allen Entwicklungsstadien wechseln sich mit Schlüsselblumen und gelbkelchigen Winterlingen ab. Waldmeister und Buschwindröschen sind am Start, während Buchen und Eichen etwas hinterherhinken. Aus den Tiefen des Waldes riecht es bereits leicht nach Bärlauch.

Dann ist der Anstieg bezwungen und es geht auf der Höhe locker heimwärts. Auch Motorbiker sind wieder unterwegs. Das Motorengeheul ist mir stets etwas suspekt, was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nur unmotorisiert auf zwei Rädern unterwegs bin. Meine Skepsis bestärkt sich, als auf der Gegenfahrbahn einer übermütig, hoch aufgerichtet mit aufgedrehtem Motor und abgeschirmt von zwei anderen Bikern mir auf einem Wheely entgegenfährt. Habe heute schon genug Opfer gesehen, denke ich mir, denn neben den Blümchen lag eine tote Amsel und ein toter Maulwurf auf meinem Weg. Das reicht, meine ich.

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