#668 verbesserungswürdig

„Das System wird optimiert“, mit diesen Worten begrüßt mich unser Fernseher und ich schaue zu, wie sich der pinke Balken unterhalb der Schrift langsam von links nach rechts bewegt. Aha, wieder eine Systemanpassung die unser digitales Leben verbessert. Oder nicht? Oder ist das ständige updaten hier und da, Versionsanpassungen und so fort, nicht ein unheimlicher Zeitfresser, den wir gezwungenermaßen über uns ergehen lassen müssen, weil uns keine andere Wahl bleibt?

Ich habe mich schon oft gefragt, wie viele Stunden meiner Lebenszeit ich mit dem Starren auf Balken und sich drehenden Kreisen verbracht habe, während sich ein Update selbständig installierte. Ganz einig mit mir bin ich nicht was die Frage anbelangt, ob ich es per se gut oder übergriffig finde. Wahrscheinlich etwas von beidem.

Fakt ist, dass es mich ausbremst. Das plötzliche Update, die W-Lan-Unterbrechung zum Server, die erneute Passworteingabe oder sonstige Authentifizierung. Besonders beliebt bei mir sind die ständigen Zustimmungsaufforderung. Ja, nein, vielleicht – diese Fragen habe ich früher nur auf Liebesbriefen beantworten müssen, die von Tisch zu Tisch im Unterricht weitergereicht wurden.

Aber gut, was will ich dagegen tun? Gänzlich analog leben ist auch keine Alternative. Deshalb stelle ich mir vor, alle Passwörter, PINs, PUKs und das andere Onlinegedöns sind die neuen Telefonnummern. Die waren mir schließlich vertraut. Schade nur, dass das digitale Leben deutlich dynamischer und fluider ist. Bei weniger Änderungen hätte ich vielleicht die Chance, mir was zu merken.

Bis das passiert, heißt es also eine Strategie entwickeln. Nun, es gibt die Strategie „eins für alles“, doch dafür bin ich zu misstrauisch. Dann halt irgendwie systematisch. Hm, hätte ich mir früher überlegen sollen. Jetzt Änderungen vorzunehmen ist aufwendig. Wie ich mich kenne, mache ich mit meinem Mischmasch weiter, führe nach den Fresszettel mit sämtlichen Passwörtern bis das Blatt voll ist. Dann beginne ich ein neues.

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