#676 ungewöhnlich

Ich greife zur Tür des Kühlschranks, öffne sie, ziehe die Schublade des untersten Fachs auf. Dort lagere ich das Gemüse aus der Biokiste. Ich greife nach den Kartoffeln, den Möhren. Hole raus, was ich sonst noch für mein berühmt-berüchtigtes Ofengemüse brauche. Das ist einfach, weil es immer alles ist, was mein Vorrat hergibt. Ich lege meine Ausbeute in die Spüle. Hier werde ich gleich waschen, schälen und schnippeln.

In meinem Tun fällt mir die Möhre auf. Sie hat nicht nur eine Wurzel, sondern derer gleich drei. Eine dreiwurzelige Möhre. Ein siamesischer Drilling? Ungewöhnlich. Oder habt ihr das schon mal gesehen. Gut, das wird vorkommen aber wahrscheinlich doch eher selten sein. Ich finde sie so speziell, dass ich, wie ihr seht, mein Handy zücke und auf den Auslöser drücke. Halt, was ist das da? Ist das eine Made, die sich versteckt an der Wurzel tummelt? Sieht danach aus. Ein gutes Zeichen, schließlich handelt es sich um Biogemüse. Ich begnüge mich mit dem Foto und mache weiter mit der Zubereitung. Schnell Olivenöl, Salz, Curry und etwas Chili drüber und ab geht es in den Ofen.

Wenn wir genau drauf achten würden, würden wir bestimmt mehr Tierchen sehen, als uns lieb ist. Deshalb checke ich sicherheitshalber alles, werfe einen Blick in mein Kühlfach. Alles okay. Keine weiteren Gäste zu sehen. Ich möchte kein Risiko eingehen oder wie mein Kollege neulich über eine Mehlmottenplage sprechen, als sei es völlig normal. Nein, das möchte ich nicht.

Und im Umkehrschluss denkt sich die Made sicherlich auch: ‚wo bin ich denn hier gelandet. Das ist aber kalt‘. Nun, vorm Kältetod habe ich sie bewahrt, indem ich sie samt Schalen in den Biomüll entsorge. Welch weiteres Schicksal auf sie wartet, entzieht sich meinem Kenntnisstand. Vielleicht ein All-inklusive-Wellness-Aufenthalt in einem großen Kompost? Besser als in meinem Kühlschrank.

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