Etwas im Spiel zu betrachten, führt nicht nur dazu, dass wir Sätze schwerer lesen können oder links und rechts nicht mehr da sind, wo sie hin gehören, es ist auch ein gutes Stichwort.
Es beginnt damit, dass mir auf dem Heimweg die Spiegelung der Büsche, Bäume und des Gegenübers in der glatten Fläche des Sees auffällt. Das ist nicht ungewöhnlich. Ich laufe hier häufig vorbei und der See ist der See. Alles in allem strahlt die Umgebung eine beruhigende Stille aus. Ganz so, als ob sie zufrieden mit sich wäre. Mit dem letzten Laub der umstehenden Bäume, das auf seiner Oberfläche schwimmt, macht er auf mich einen vieldimensionalen Eindruck. Je nachdem auf was ich mich fokussiere, kann ich eine andere Facette wahrnehmen. Verdrehte Welt, wie im Spiegelkabinett auf einem Jahrmarkt.
Später fällt mir ein ähnliches Phänomen auf. Während ich auf der Autobahn fahre, schaue ich automatisch in den Rückspiegel, um den Verkehr zu beobachten. Irgendetwas ist besonders und erregt meine Aufmerksamkeit. Ich schaue genau hin. Dann weiß ich, was es ist: der Himmel im Rückspiegel leuchtet in einem kräftigen Gelb. Kein Wölkchen ist zu sehen. Er ist einfach nur knallig. Vor mir ist der Himmel blau. Ein kräftiges Blau, das langsam der aufkommenden Dunkelheit weicht. Weite ich meinen Blick, schaue also gleichzeitig nach vorne und in den Rückspiegel, sehe ich den Himmel in grundsätzlich unterschiedlichen Zuständen und Farben.
Gut, das ist vielleicht kein richtiges Phänomen, jedoch ist der Kontrast bemerkenswert. Komplementär. Blau und gelb. Da der Weg eine ganze Strecke geradeaus führt, kann ich mir das Schauspiel eine Weile anschauen. Wie in einer Zwischenwelt merke ich die Gleichzeitigkeit des Augenblicks. Mit dem Bild des Rückspiegels direkt vor meiner Nase, muss ich mich noch nicht einmal umdrehen. Zukunft und Vergangenheit, Tag und Nacht, ich habe beides im Blick.

