#682 Ohrstöpsel auf A1

Zunächst halte ich es für einen guten Gag, Süßigkeiten in der Bibliothek zu vermarkten. Schließlich bedarf es einer großen Portion Zucker, um das geballte Wissen aus den umliegenden Büchern zur extrahieren und in einem neuen Kontext weiterführend zu verarbeiten. Geradezu physisch sichtbar hängt die Wolke des Wissens über den Köpfen der Anwesenden. Mit Fleiß arbeiten sie. Fest auf das konzentriert, was vor ihnen liegt. Alleine oder zu zweit, leise flüsternd oder sich der Welt unter dicken Kopfhörern entziehend.

Wenn alles nichts hilft, wenn das Draußen mit seinen kleinsten Geräuschen nicht ausgeblendet werden kann, dann sind die Ohrstöpsel von Ebene A1 das Mittel der Wahl. Es bedarf einer gewissen Verzweiflung, sich die Dinger in die Ohren zu stopfen.

Einer sitzt da. Hat passenderweise welche der ganz grellen Sorte erwischt und ich komme nicht umhin, kurz an Lieutenant Uhura zu denken. Nun, was sollen die Befindlichkeiten wenn die Hausarbeit abgegeben werden muss? Die Gedanken keinen Zusammenhang ergeben und es einfach nicht läuft. Die große Wissenschaft keine Lust hat, zu erscheinen.

Ich kann gut reden, schließlich bin ich zum Vergnügen hier und dennoch mit ernster Absicht. Das Buch, das vor mir liegt ist alles andere als leichte Kost. Ich blättere kurz drin herum, lese Kapitel an, um zu entscheiden, ob ich es gebrauchen kann oder nicht. Dann widme ich mich anderen Dingen und tippe fleißig in mein Tablet. So gesehen unterscheide ich mich wenig von allen anderen um mich herum.

Ich habe einen Plan, deshalb bleibt der Rest meiner Bücherfracht, die ich vorsichtshalber eingesteckt habe, im Rucksack. Ich benötige heute keine Ablenkung oder Inspiration. Später vielleicht aber gerade noch nicht. Trotz allem merke ich, wie ich mich verrenne. Warum soll es mir anders ergehen als Uhura? Ich lösche Zeile um Zeile, konzentriere mich und versinke schließlich in meinem Tun.

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