Ich stehe als Bibi mit Tina am Zaun der Pferdekoppel. Einen Fuß bequem auf der untersten Latte lässig abgestellt, schauen wir beide der gemischten Truppe aus Pferden und Ponys zu, die sich ins hinterste Ecke der Koppel verdrückt hat. Auf ein geheimes Zeichen der Arbeitsverweigerung, haben sie schnell Reißaus vor uns genommen, als sie uns auf unseren bunten, mit Neonbändern und Klickerperlen an den Speichen geschmückten Rädern auf dem Feldweg zu ihrer Wiese erspähten. Da grasen sie nun einträchtig nebeneinander, stets ein verstohlenes Auge auf etwaige Ruhestörer gerichtet.
Es ist warm, fast heiß für norddeutsche Verhältnisse und wir holen die Halfter für Amadeus und Sabrina aus der Sattelkammer. Es ist Sommer 1983. Sabrina ist gnädig mit mir und kommt mir langsam entgegengetrottet. Die anderen denken gar nicht daran, sich aus ihrer Komfortzone weg zu bewegen und so sind wir gestriegelt und gebügelt, als Tina endlich mit Amadeus im Schlepptau das Gatter aufstößt. Grashüpfer zirpen und springen durch das hohe Gras am Wegesrand. Der Klatschmohn blüht, gelber Rainfarn und die weiße Schafgarbe auch. Das Licht fällt gebrochen durch die hohen Bäume, die rund um das Gehöft stehen und spenden ein wenig Schatten. Das Heu duftet frisch geschnitten aus der Scheune. Ab und zu fährt ein Auto vorbei.
Wir beschließen den Weg durch den Wald Richtung See einzuschlagen. Manchmal sehen wir morgens, wenn wir früh dran sind, die Rehe des nahegelegenen Waldes mit unseren Lieblingen einträchtig nebeneinander grasen. Träge setzen wir uns zu viert in Bewegung, verscheuchen die Bremsen, so gut es geht und biegen gleich zum ersten Wasserzug ab. Amadeus und Sabrina haben ihren Spaß und schlagen aufgeregt mit den Hufen aufs Wasser. Das vertreibt die lästigen Fliegen und verschafft uns allen die ersehnte Abkühlung. Er ist herrlich und unbeschwert dieser Tag und wir genießen unsere Freiheit.