Am Kiosk um die Ecke – es ist schon lange her – hat der Mann vor mir bei der netten Verkäuferin nach einer AMS verlangt. Diesen Ausdruck hatte ich damals noch nie gehört, war aber nicht besonders erstaunt, dass sie ihm sogleich die gewünschte Ausgabe der Auto-Motor-Sport-Zeitschrift durch das Fenster der kleinen Ladentheke reichte. Sie war schließlich vom Fach und kannte im Zweifel ihre Kundschaft persönlich. Klar ist auch, ich konnte das damals nicht kennen. Woher auch, denn mein Interesse für Autos war (und ist) überschaubar.
Im Eingangsbereich unseres Gym nun (bei genauem Hinsehen ist es erstaunlich, was man hier so alles findet – in Eingangsbereichen generell meine ich), gibt es einen Schaukasten. Dieser ist bestückt mit Zeitungsartikeln zu unserem Studio – Scheckübergabe für Förderprogramme, für das es sich stark macht und so weiter. Einen Stundenplan für Trainingszeiten (von Yoga bis CrossFit) finde ich dort genauso wie Poster für Nahrungsergänzung, Notfallnummern und so weiter. Nützliche Dinge, die man so braucht. Auf dem Tisch davor liegen Zeitschriften. Alle schön geordnet auf einem Stapel, daneben ein Behälter mit Hustenbonbons zum Probieren und ein Prospektständer mit allen möglichen Flyern.
Mit Flyern vom örtlichen Tattoo-Studio und Programmflyer unseres Kommunalen Kinos (kurz KoKi). Einige Broschüren des Stadtmarketings zu unserem Städtchen sind genauso dabei wie Flyer zur ‚Dauerhaften Haarentfernung mit Diodenlaser‚. Was es nicht alles gibt, wundere ich mich. Während ich auf meine Begleitung warte, sehe ich auf dem Zeitschriftenstapel neben dem Prospektständer zwar nicht die AMS liegen, aber die Youngtimer mit 32 ‚Männer‘-Schnäppchen (mein Vorurteil – ich weiß) auf dem Titel.
Götz George alias Horst Schimanski glänzt immer noch in der Hauptrolle als Eyecatcher für den weiteren Inhalt. Die Kombination dieses Potpourris an Interessenvertretungen erstaunt mich. Das friedliche Nebeneinander der unterschiedlichsten Geschmäcker lässt doch hoffen, dass es nicht nur im Fitnessstudio so einträchtig miteinander zugehen kann. Am allgemeinen Klischee könnt noch gearbeitet werden – nicht zuletzt, damit auch ich meine Vorurteile loswerde.