Bisher habe ich mich als hobbylose Person betrachtet. Ganz ohne beklemmendes Gefühl, sondern eher völlig neutral, gleichgültig gar. Etwas, wozu ich bisher keinen Bezug für mich hergestellt habe. Hobbies sind was für alte Leute, die eine Beschäftigung brauchen. Oder für Nerds, die sich mit Zeit, Geld und Akribie einer verschrobenen Sache widmen (wieder alles Vorurteile in meinem Kopf).
Das, was ich außerhalb der Berufstätigkeit treibe, nämlich Sport in konstanter Regelmäßigkeit und einem Hauch von Ehrgeiz, ist für mich bisher nicht unter die Rubrik ‚Hobby‘ gefallen. Sport erwächst für mich aus dem Bedürfnis nach Bewegung und vor allem nach dem unbändigen Wunsch, mich draußen aufzuhalten. Die Freude an dem Gefühl danach, wenn ich meine Muskeln spüre, tut ihr übriges zur Kompensation dieses Bedürfnisses.
Doch die Dämmerung zieht herauf, denn ich mache genau das, was ich beschrieben habe. Ich investiere Zeit, Geld und Akribie in die kaum nachvollziehbare Tätigkeit, jeden Tag einen Text zu verfassen. Die Hobby-Kriterien erfülle ich mit meinem Tun und meiner stoischen Ignoranz gegenüber Einwänden, Kommentaren oder schiefen Blicken – sofern es diese überhaupt gibt. Mein Umfeld betrachtet mich dankenswerter Weise mit jener milden Nachsicht, die schrulligen aber harmlosen Personen entgegengebracht wird. Das erleichtert vieles. Es gibt mir den Raum, den ich brauche und lässt mich nach fast zweieinhalb Monaten dix:Minutes dieses Bewusstsein, diese Einsicht erlangen. Eine gewisse Naivität gehört bei jedem Hobby wahrscheinlich dazu. Das Ding, dieses eine Ding, das sich ungeplant zur Leidenschaft entpuppt, es muss wachsen. So sehe ich das und führe sogar Buch darüber. Sollte ich jemals wieder in die Situation kommen, in einem Freunde-Buch mein Hobby anzugeben, kann ich nun ganz überzeugt schreiben: schreiben.