#71 fair trade

Welche Optionen gibt es für ein nachhaltiges Leben in der aktuellen Zeit? Was bedeutet dieses Schlagwort: Nachhaltigkeit? Der Begriff, der einen ausgelutschten Charakter bekommt und droht mit Patina überzogen ins Reich der Metaphern abzugleiten. Ist es vielleicht eine Option zu sagen, ich will mich anständig verhalten? Angelehnt an das, was über Grenzen hinweg als dafür angesehen wird. Ein Glaubenssatz im wahrste Sinne des Wortes, denn aus diesen Lehren heraus, hat er sich in den verschiedensten Gesellschaften etabliert. Sollte die Grundeinstellung eine Erweiterung erfahren? Erweitert oder spezifiziert werden, damit möglichst viele verstehen, was damit gemeint ist.

Ich stelle mir also die Frage nach: wie schaffe ich es, dass es mir persönlich in finanzieller, gesundheitlicher oder kultureller Hinsicht gut oder gar bessergeht – bei meinem persönlichen Wachstum aber niemand zu Schaden kommt. Funktioniert das überhaupt? Oder muss ein anderer dafür vielleicht die Rechnung begleichen? Wird die Frage unweigerlich von der ich-Perspektive in eine wir-Perspektive umgedreht, denn es ist in einer globalisierten Welt kaum möglich, das eigene finanzielle Wachstum losgelöst vom Rest der Welt zu betrachten.

In den meisten Fällen wahrscheinlich schon, nehme ich an. Wenn es folglich dem Gemeinwohl bessergeht, es dann auch automatisch mir als Person bessergeht? Wenn ich mich so verhalte, dass ich möglichst viele Produkte fair trade einkaufe, kann ich dann etwas erreichen? Ist es eine Gewissensberuhigung für mich, die ich mir mit mehr Geld erkaufe oder sollte ich einfach auf Erzeugnisse, die nicht aus meiner unmittelbaren Umwelt vorkommen, verzichten? Wie würde mein Leben dann aussehen? Auch wenn ich die Welt nicht retten kann, bedeutet nachhaltiges Leben im aktuellen Zeitfenster wohl am ehesten, bewusst zu entscheiden, ob ich etwas wirklich brauche oder nicht, bevor ich es mir leiste. Und das nicht, weil mein Geld knapp ist, sondern die Ressource, die ich für mich beanspruche.

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