#74 Magie – Kunst

Ich habe Bücher. Es sind derer nicht übermäßig viele aber einige davon, die in meinem Regal stehen, lese ich immer wieder. Manche ihrer ersten Sätze kenne ich auswendig. „Barrabas kam auf dem Seeweg in die Familie“ ist einer von ihnen. Ein Türöffner gewissermaßen, der lockend ruft. Manche Bücher kenne ich passagenweise soweit auswendig, dass hier und da und bei Gelegenheit sich ihre Texte einen Weg in mein Bewusstsein bahnen.

Einige Texte ähneln sich, spielen mit den Figuren und Inhalten eines anderen, beziehen sich aufeinander. Gleich so, als träten sie ihre eigenen Dialoge führen. Es gibt eine Handvoll herausragender Texte, Lieblingsbücher gewissermaßen. Eines von ihnen hat mir diejenigen Worte geliefert, die mir zum Leitbild geworden sind. Ich bewege die Worte hin und her und finde, egal wie ich es drehe und wende, keinen Einwand, der sie nicht vollkommen macht. Vollkommen für mich. Es ist ein passender und allgemeingültiger Satz. Aus dem Buch und von demjenigen Autor, der in Sprache und Ausdruck für mein Verständnis nahezu perfekt ist. Einzig die furchtlosen Memoiren seiner Geliebten, die Geschichte Barrabas oder die schönste Liebesgeschichte der Welt, wie dem Vorwort des kleinen Büchleins zu entnehmen ist, reichen hier heran. Und was die angeblich schönste Liebesgeschichte der Welt anbelangt, wahrlich ich schwöre es, es ist die schönste Liebesgeschichte der Welt, das sehe ich ganz genauso.

Dieses kleine, unscheinbare Büchlein, vor vielen Jahren ausgeliehen, vielfach weiter von mir angepriesen, hat es die Runde gemacht und steht nun zerfleddert da. Ich habe es damals nicht zurückgegeben. Absichtlich. Ich konnte mich nicht von ihm trennen, habe es einfach nicht über mein Herz gebracht und musste es behalten. Das geklaute Buch. Es ist mein Schatz.

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