In der Damendusche des Schwimmbads hängt ein Schild. Ein Verbotsschild genauer gesagt, dass mir jedes Mal, wenn ich es lese, ungeahnte Kopfkino-Momente beschert. „Haare färben, rasieren oder epilieren verboten!“, steht darauf geschrieben. Dabei frage ich mich stets nach der Ursache seiner Existenz: Prophylaxe oder Erfahrung? Aus Erfahrung – wie soll ich mir das vorstellen? Da stehe ich vor dem Spiegel des Waschbeckens bei den Toiletten und streiche mir mit viel zu großen, dünnen Plastikhandschuhen das Färbemittel ins Haar? Vielleicht in Magic Panics ‚Vampire Red‘ oder etwas zurückhaltender in ‚Sonnenscheinblond‘? Um mich herum tropft die Suppe auf mein um die Schultern gelegtes Handtuch oder klatscht auf die blasblauen Kacheln. Geht so weit vielleicht noch. Aber dann?
Dann sitze oder stehe ich – im Badeanzug oder nackig? – für 20 bis 30 Minuten in der Dusche herum oder gehe, mit einem in Frischhaltefolie verpackten Kopf, zurück in eine Umkleidekabine. Vielleicht ist noch eine Freundin dabei. Dann warten wie zu zweit in der gut 1.5 qm großen Umkleide, bis es Zeit wird, uns das Zeugs wieder aus den Haaren zu spülen. Dummerweise haben wir vergessen, dass die Damen der Wassergymnastik die knappen Duschplätze ebenfalls beanspruchen, um ihre entblößten Leiber vom Chlor zu befreien. Ich bin mir sicher, es entsteht eine wunderbare Konversation.
Noch besser ist der Gedanke ans epilieren. Ich stelle mir unabsichtlich vor, wie ich mir meinen brandneuen batteriebetriebenen Silk épil no. 3 unerschrocken durch den Schritt ziehe. Die Augen schmerzhaft verdreht versuche ich souverän unauffällig zu wirken, um keine unnötigen Blicke meiner Mitduscherinnen auf mich zu lenken. Gehe ich danach noch schwimmen? Im Angesicht des Chlorwassers wohl besser nicht. Nun denn, irgendeinen Grund muss es haben, dieses Schild. Pikanter Weise hängt es nicht in der Männerdusche – warum eigentlich? Scheint niemand bisher in den Sinn gekommen zu sein, dass auch Männer Körperpflege betreiben.