#79 Kinder

Das Fenster meines Arbeitsplatzes geht zum Hof hinaus. Der Hof ist von mehrstöckigen Gebäuden mit großen Fensterfronten umgeben. Die Fenster, Büroräume so wie meines, die wie Augen ins Geschehen der Welt blicken aber auch die Balkone der gegenüberliegenden Wohnungen, umgeben ihn an drei Seiten. An der vierten öffnet er sich zur Straße hin. Oben auf dem Dach, schräg gegenüber von mir, gibt es eine Dachterrasse mit Sonnenschirmen. Der Innenhof selber, dient dem ansässigen Kindergarten als Außenspielfläche. Nicht gerade groß aber doch mit Sandkasten, Klettergeräten, Wippen, Insektenhotel und Hochbeeten ausgestattet, nimmt er die komplette Fläche ein.

Wenn ich bei schönen Wetter, so wie heute, mein Fenster öffne, schallen fröhliche Kinderstimmen von unter her zu mir hinauf. Mich stört das nicht. Im Gegenteil. Ich empfinde die Stimmen und Unterhaltungen als bereichernd. Schaffen es die kleinen Dialoge trotz konzentriertem Arbeiten in mein Bewusstsein, gibt es nicht selten für mich Anlass zu schmunzeln oder kurz inne zu halten und dem fröhlichen Lärmen und Treiben zuzusehen.

Es ist ein wunderbarer Kontrast zur Arbeit. Wie oft würde ich dann gerne tauschen und selbstversunken im Sand vor mich hin buddeln oder die Welt erkunden. „Da sitzt eine Spinne“, kreischt eine aufgeregte Kinderstimme die sogleich gekontert wird mit: „hey, lass das, Spinnen sind nützliche Tiere“. Da braut sich schon geballtes Wissen zusammen und die Tierliebhaber werden von den Furchtsamen getrennt. Und der ewige Kampf ums Schäufelchen – es hat sich nicht viel geändert. Wer wen gehauen und zuerst angefangen hat, ja, auch das ist so, wie es scheinbar schon immer war und weiterhin eine nicht beantwortbare Frage bleibt. Beruhigend irgendwie, wo sich doch so vieles ständig zu verändern scheint. Und wenn der Ruf der Erwachsenen kommt, dass alle Kinder groß und klein ihr Spielzeug einräumen sollen, dann weiß ich, dass auch für mich bald Feierabend ist.

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