Königin mit eigenem Staat – welch verlockende Vorstellung. Alles hört auf mein Kommando. Jedes Bienchen tut es sowieso, ich brauche es nicht unnötig erwähnen. Fleißige Honigsammlerinnen, dickbäuchige Drohnen, Wächterinnen und Kassandra, Maja und Willi hoffentlich auch. Die Hierarchie ist eindeutig und jede Aufgabe klar definiert. Doch dann beginnt der Aufstand:
„Uff, prust, schubs, keuch, grrrr“, ich gebe ungeahnte Laute von mir, doch meine Wabe ist so eng. Was soll das hier? Gibt es denn niemanden, der mich willkommen heißt? Ich rufe mit leisem Stimmchen und schaue neugierig aus meiner Wabe auf das Geschehen um mich herum. Links und rechts neben mir werden meine Ei-Nachbarinnen aus ihrer Wabe gezerrt, nur um mich kümmert sich niemand. Das fängt ja gut an, denke ich mir und rufe lauter und bestimmter. Eine hochnäsig näselnde Biene raunzt mich ruppig an. „Jeder kommt dran, du bist nicht die einzige“. Das ist mir doch schnuppe – hol mich gefälligst hier raus, denke ich.
Das Fräulein – Kassandra stellt sich später heraus, ist ihr Name – packt mich an einem meiner Arme oder Beine oder was das auch immer ist und stellt mich zu den anderen Frischlingen. „Warum bin ich hier? frage ich eine Andere. Bekomme keine Antwort und schreite die Reihen der Neuankömmlinge ab. „Ist denn hier niemand zuständig?“ Ich stemme die ‚Beinarme‘ in meine Taille und schaue mich wütend um. „Hey, du da“, spreche ich eine pummelige Drohne mit Schlafzimmerblick und drei Haaren auf dem Kopf an, „was geht hier vor?“ Die Drohne schaut mich müde an, macht irgendein unartikuliertes Geräusch. Mit heiserer, schriller Stimme kräht sie leicht lispelnd zurück: „weiß ich doch nicht“, bleibt aber in meiner Nähe und scharwenzelt um mich rum. Wo bin ich denn hier gelandet? frage ich mich und verkünde lautstark: „da gehört mal ein wenig Schwung in die Bude“.