#83 Zauberwürfel

Auf dem Regal an meinem Schreitisch liegen allerhand Dinge, die ich gerne und immer wieder betrachte oder in die Hand nehme. Neben allerlei gesammeltem und aufgelesenem Schnickschnack befindet sich dort auch ein Zauberwürfel. Rubik Kubiks Zauberwürfen mit drei auf drei Quadraten pro Seite. Weiß, gelb orange, rot grün und blau leuchten seine Farben zu mir rüber und ich nehme ihn gern in die Finger, um die einzelnen Bausteine zu drehen. Er ist bei mir immer durcheinander. Wild durcheinander und ich versuche stets ein wenig weiter zu kommen, als beim letzten Versuch. Es gelingt mir nicht. Natürlich könnte ich mir ein Tutorial anzuschauen, schließlich gibt es die wie Sand am Meer. Aber ich will es nicht. Ich möchte es entweder selber schaffen oder mit dieser Unzulänglichkeit leben. Denn nichts ist so spannend wie der Weg, der mich ans Ziel führt. Frei nach Goethe ist auch hier der Weg das Ziel.

Was würde ich tun, wenn ich ihn fertig gestellt hätte? Gleich wieder verdrehen? Den Würfen als erledigte Trophäe auf meinem Regelbord stehen lasse und nicht mehr daran rumfummeln? Diese Vorstellung gefällt mir nicht und deshalb lebe ich lieber mit seiner perfekten Unvollendung oder besser mit meiner. Ich erhalte mir so Chance, noch eine Aufgabe zu erledigen. Das Abarbeiten von Aufgaben, das reine Erledigen ist befriedigend. Dennoch, will ich das nicht gewöhnlich nur bei denjenigen Aufgaben, die ich nicht leiden kann? Wie gesagt, ich mag es seine Seiten zu verdrehen, mir den nächsten Schritt zu überlegen, wie ich weiter vorgehen will. Ich drehe vor und zurück, hin und her, ich schauen fasziniert auf alle seine Seiten und denke mir, dass ich ihn irgendwann fertigbekommen. Aber eigentlich, eigentlich möchte ich es gar nicht, dazu drehe ich den Zauberwürfel viel zu gerne.

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