Architektur fasziniert mich seitdem ich denken kann genauso wie Literatur. So gesehen habe ich es durch die Verstrickung sämtlicher Umstände im Leben nicht geschafft, diese Leidenschaft auszuleben. Es bleibt mein Mysterium, wenn ich mir ausmale, was wäre wenn gewesen. Welche Formen, Räume, Ansichten, Achsen, Perspektiven und Durchblicke, welche Materialien hätte ich gewählt? Wohin wäre meine Reise gegangen? Ist es sinnvoll, mich mit diesem Gedanken zu beschäftigen? Wer weiß, vielleicht wäre ich auch über diesen Umweg genau dahin gekommen, wo ich jetzt bin.
Wenn ich es mir recht überlege, sind beide Arten der kreativen Ausgestaltung gar nicht weit voneinander entfernt. Im Schreibprozess ist es ähnlich wie in der Errichtung von Räumen, denn jeder Text bedarf einer Architektur. Einem strickten Vorgehen bei der Formgebung aber auch bei der Unterbrechung von Linien. Das ist alleine deshalb notwendig, um einen Spannungsbogen zu erzeugen. Fügt sich ein Gebäude nicht erst dann harmonisch in seine Umwelt, wenn es die Umgebung aufnimmt und in gewissem Maße fortsetzt oder ergänzt? Genauso ist es bei einem Text. Auch ein Schriftstück ist dann besonders lesenswert – jedenfalls für mich – wenn es eine bestimmte Stimmung, einen Zustand der Realität aufnimmt und damit auf eine Weise sichtbar macht, die ansonsten verborgen geblieben wäre.
Heute habe ich die Architektur von Hundertwasser genauer inspizieren dürfen. Ich finde die Ideen seiner Architektur nachvollziehbar und richtungsweisend. Er ist nach wie vor modern in seiner Herangehensweise, Mensch und Umwelt korrespondieren zu lassen. Allerdings sind mir persönlich seine Gebäude zu organisch. Ich empfinde auch eine Ästhetik in der Architektur der Gradlinigkeit. Eine Mischung aus beidem – organische Formen und klare Linien – spannend. Die Idee, das Draußen nach innen zu holen und umgekehrt, ist für mich erstrebenswert. Beides lebt in meiner Phantasie nebeneinander. Es ergänzt und bedingt sich gegenseitig.