Gestern habe ich meinen Wagen im Schatten dieser wunderbaren Linde abgestellt. Hoch ragt sie – wie immer – majestätisch auf. Sie schien mit mir zu sprechen: ich stehe hier schon verdammt lange – das ist mein Revier. Während ich mich gefragt habe: was hat sie wohl schon alles kommen und gehen gesehen? Geht es ihr gut? Hoffentlich! Heutzutage kann man sich da nicht immer sicher sein, leider. Deshalb ist es besonders schön, einen so wunderbaren Baum in der Nähe zu wissen und noch schöner ist, dass es noch mehr davon in unserer Straße gibt.
Die Luft gestern war klar und kühl. Das Sonnenlicht schien in einem so herrlich leuchtenden Hellgrün durch ihr Geäst auf den Boden herab, dass sich mein Blick automatisch nach oben richten musste. Was für ein Anblick. Stand doch das junge grün, unschuldig und noch nicht ganz entfaltet in Kontrast zum durchschimmernden Himmelblau.
Das Zeitfenster dieser gelblichgrünen Blätterphase gefällt mir im Frühling besonders gut. Das Gefühl würde ich so, wie am Ende meines letzten Arbeitstages vorm Urlaub beschreiben. Das Schlimmste habe ich geschafft und die schöne Zeit liegt in Gänze vor mir. Es dauert noch lange, bis der nassgraue und dunkle Winter die Tage im Einheitsgrau anstreicht und ich den Eindruck habe, dauerhaft in einer Höhle zu leben. Egal zu welcher Tageszeit. Ich weiß, die dunkle Jahreszeit hat auch schöne Phasen, dennoch mag ich den Zeitraum der Sommerzeit einfach lieber. Diese erfüllenden Eindrücke und die Freude darüber, dass ich den Augenblick festhalten konnte, ließen mich die paar Schritte zur Haustür mit einem zufriedenen Lächeln nehmen. Indem ich die Erinnerung in meiner Chronik festhalte, habe ich wieder etwas für (meine) endliche Ewigkeit konserviert.