‚Keine Bälle in der Küche!‘, so lautet das ungeschriebene Gesetz einer mir nahestehenden Person gegenüber ihren sechs- und neunjährigen Kindern. Sohn und Tochter toben durch die Wohnung und keine ruhige Minute ist seitdem mehr drin. Das können alle Eltern ausnahmslos bestätigen. Wie wäre das Dasein auch langweilig, ohne die Herausforderung zwischen bedingungsloser Zuneigung und größtmöglichem enerviert sein anzunehmen. Im Chaos die Nerven zu behalten, schlaflose Nächte durchzustehen oder sorgenvoll die Hand Leben festzuhalten, die unbestritten der größte Schatz überhaupt ist. Und was wäre ich für eine Mutter, würde ich nicht ausgerechnet heute darüberschreiben. Der Umgang mit diesen soeben dargestellten Herausforderungen ist durchaus – auch schon allein generationsbedingt – anders und bietet in allen Facetten üppigen Gesprächsstoff. Hat doch jeder, egal ob betroffen oder nicht, zum Thema Kindererziehung etwas beizutragen.
Gestern beispielsweise, stand ich in der langen Schlange am Hofgutstand auf dem Markt an. Zwei Menschen vor mir ein Vater, der kurz bevor er an die Reihe kam, seine Kinder zu sich beorderte. Seiner Frau rief er zu, sie solle die beiden schicken, damit sie sich das obligatorische Wursträdle abholen konnten. Soweit so gut. Als die beiden auftauchten, hielten sie jeweils einen Muffin in der Hand und mampften fröhlich vor sich hin. Dazu gesellte sich nach kurzer Zeit ebenfalls jeweils eine dicke Scheibe Wurst. Praktisch, damit ist das Mittagessen gleich erledigt, denke ich mir, während ich dem Schauspiel beiwohne.
Genau das ist es, das individuelle, das uns alle prägt und dessen Haut wir uns nicht entledigen können. So hat jeder kleine Kosmos seine eigenen Regeln der Sozialisierung. Ich werde heute mein erwachsenes Kind mit wichtigen Worten ins Bett schicken. So, wie wir es an diesen Tagen immer handhaben. Ein Ritual, das nur wir verstehen. Und genauso gilt das für die ‚Pänz‘* aus Köln: keine Bälle in der Küche!
*Pänz = Kinder