Mein Hinterteil ist dazu übergangen seine Oppositionshaltung aufzugeben, was ich mit äußerster Freude und Genugtuung quittiere. Es erleichtert mir einiges, wenn ich nur an einer Baustelle – meiner Form – arbeiten muss. Es war anstrengend und ich bin – während ich hier geduscht sitze, ein Glas Rotwein neben mir – doch ganz schön groggy. Ein Umstand, der mir einen kleinen Fressanfall in Form von Oliven, Keksen und Cashews eingebracht hat. Wenigstens muss ich den Wein nicht ganz nüchtern verarbeiten.
Die schöne Stadt der Toskana ist heute das Zwischenziel unseres Rundkurses. Wir sind wieder auf der Strade Bianche unterwegs. Nach kurzer Zeit auf der Schotterpiste ist alles mit einem Staubfilm überpudert, der sich mit dem Schweiß der Anstrengung kurzerhand zu Zuckerguss mischt. Da es warm ist und da wir sowieso nur in Gartenlokalen einkehren, hält sich mein Schamgefühl in Grenzen. In der Stadt angekommen, treffen wir auf ein vielsprachiges Gewimmel.
Jeder Stein, jede Gasse atmet den Geist der Geschichte, was nicht unentdeckt bleibt. Ich bin wieder fasziniert wie damals. Wir reihen uns schiebend in die Schlage von Touristen ein, die immer einer bestimmten Fahnenfarbe hinterher trotten. Äußere Ausprägung und Gebaren lassen unterschiedliche menschliche Ethnien erkennen. Alles ist bunt gemischt. Auch hier frage ich mich unweigerlich, wie es sich wohl anfühlt, in dieser Stadt seine Heimat zu haben.
Ein paar Erfrischungen später, versuchen wir unseren Track wieder zu finden. Das ist, erfahrungsgemäß, keine einfache Angelegenheit und so geht es auch dieses Mal nicht ohne Umweg. Wir kennen das schon. Jedenfalls radeln wir auf diese Weise durch die unbesuchten Gassen der Stadt, die einen Marktplatz in Muschelform hat. Die Wäsche, nehme ich zu Kenntnis, wird praktischer Weise an der Hauswand in der Sonne getrocknet. Mir gefällt das Crossover aus antikem Bauwerk und modernen Zeiten – obwohl, das war sicherlich schon immer so.