#153 Schneckenalarm

Die Umstände machen es erforderlich, euch ein weiteres Mal Geduld dafür abzuverlangen, was den Besuch im Schwimmband anbelangt. Nachdem gestern alles gut geklappt hat, will ich mir das Gefühl der Freude heute ebenfalls gönnen. Die äußeren Umstände sind, wie gesagt, unverändert, denn es regnet weiter fast ohne Unterlass. Nach kurzer Zeit im Wasser schüttet es wieder los. Die Tropfen fallen derart heftig auf das Beckenwasser, dass sie wie auf einem Trampolin von der Oberflächenspannung abzuprallen scheinen und aufspringen. So sieht es für mich durch meine Schwimmbrille aus, wenn ich den Kopf oder besser mein linkes Auge und Mund im Wellental meines Arms zum Atmen aus dem Wasser hebe und dabei einen Blick seitlich auf die Oberfläche erhasche. Es bitzelt ganz schön auf Kopf und Schulter. Nicht schlimm aber durchaus spürbar.

Aber davon will ich gar nicht weiter viel berichten. Als ich ankommen verwundert mich, dass der Parkplatz am Freibad komplett belegt ist. Überall stehen Autos. Die können alle unmöglich baden wollen, denke ich im ersten Moment und sehe im zweiten, dass dem nicht so ist. Unser Freibad liegt direkt neben unserem heimatlichen Fluss. Sie sind alle gekommen, um das Reißen des Wassers zu beobachten. Hochwassertouristen gewissermaßen. Mit bunten Schirmen bewaffnet stehen oder laufen sie über die altehrwürdige Holzbrücke zum Wehr. Dort sprudeln die braunen Wassermassen aufgewühlt, laut tobend und ihre Gischt schlägt spritzend hoch. Der oberste Pegelstand ist fast erreicht, wie ich vom schwarz-gelbe Anzeigestab aus meiner Entfernung gerade noch erkennen kann. Vierzig Zentimeter. Viel fehlt also tatsächlich nicht. Schranken, die den Uferweg absperren sollen – es steht „Hochwasser“ auf ihnen geschrieben – werden geflissentlich missachtet.

Bei diesem Anblick verstehe ich die versammelte Nacktschneckenschar aus unserem Garten. Sie kriechen bereits die Hauswand empor oder erklimmen Treppenstufen. Es scheint, als wäre selbst ihnen das Wetter zu nass.

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