#154 Post

Es ist die eine Sache, wenn ich auf Post warte oder die andere, wenn ich das nicht tue. Ob Gewohnheit oder Neugier, so gehört das Nachschauen nach ihr doch zum Alltag dazu. Meistens steckt Werbung drin, die mich erreicht, obwohl ich nicht darum gebeten habe. Oder Post vom Amt (ebenfalls ob ich will oder nicht), ein paar vereinzelte Urlaubspostkarten, Rechnungen, Ablesekarte für Energiekosten, eine abonnierte Zeitschrift sowas alles in der Richtung. Insgesamt hat sich sein Inhalt drastisch reduziert. Mein digitales Postfach jedenfalls ist frequentierter, als der alte Briefkasten an der Hauswand. Umso erstaunter bin ich, als ich heute einen handgeschriebenen Brief herausfische. Nanu, was ist das denn? Ich schaue ihn erstaunt an. Er hat ein rundes Absenderlogo mit Name und Adresse, die mir fremd sind. Wer möchte denn hier was von mir? Der reinweiße Umschlag ist am unteren Rand geschmückt mit einer lilafarbigen Klebebanderole, auf der Eistüten eingeprägt sind.

Ich trage ihn die Stufen hinauf und hole aus dem unverschlossenen Umschlag einen ebenfalls handgeschriebenen Zettel auf Karoblockpapier hervor. Die Eistütenbanderolen-Dekoration findet sich ebenfalls auf dem Blatt und mittlerweile kann ich mir denken, woher der Brief seinen Ursprung hat. Trotzdem beginne ich zu lesen. Die blaute Tintenschrift ist sorgfältig und wohl am ehesten als Schulschreibschrift mit eigenem Touch zu beschreiben. Der Text ist höflich und freundlich und ich habe mit meiner Vermutung, ob des Absenders Intention, recht. Allerdings gehört das nicht zu meiner Welt. Dennoch bin ich erstaunt über die Hingabe und den Aufwand, der hier betrieben wurde. Davor habe ich sogar einen gewissen Respekt. Einerseits jedenfalls. Andererseits ärgere ich mich genauso wie über jeden anderen ungebetenen Brief, der mir nichts, dir nichts bei mir landet. Unwillkürlich kommt das Bild des Affen, der mir auf die Schulter gesetzt wird, auf und ich weiß, was nun zu tun ist.

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