Gestern schon wollte ich einen Text mit der Überschrift: Ausbeute anfertigen. Das war naheliegend, denn ich hatte Marmelade eingekocht, als mir spontan die Liebe (#164 Liebe) dazwischenkam. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wie sich meine Ideen und Gedanken verselbständigen. Ein Eigenleben führen, sich durchsetzen. Ich bin vorhanden, allerdings eher als Mittel zum Zweck, denn als Herrin über Text und Inhalt. Jedenfalls manchmal ist das so.
Heute hole ich dieses Versäumnis nach, denn das Einkochen von Marmelade ist mir stets heilig. Ich bin wirklich nicht geübt darin und geduldig noch weniger, dennoch erfüllt es mich mit Stolz etwas geschaffen zu haben. Etwas zu produzieren, ein Ergebnis zu sehen und dabei eine Zeit zu konservieren, ha, einzumachen, hat etwas Tröstliches wie ich finde. Da ich in meinem kleinen Garten kein Gemüse anpflanze, mir sowieso der grüne Daumen fehlt und hier und da ein paar Kräuter sprießen, freue ich mich umso mehr übers Obst.
Es wächst ohne mein Zutun. Ist einfach da und ich brauche einzig die Hand auszustrecken und ernten. Von der Hand in den Mund gewissermaßen oder besser vom Baum ins Glas. Ich habe zwei Obstbäume im Garten. Eine Blutpflaume und einen Marillenbaum. Stimmt gar nicht, ein Feigenbaum mit Früchten hat sich auch eingefunden, da bin ich aber noch nicht dahintergekommen, was mit ihnen zu tun ist. Bisher habe ich ein paar Vereinzelte erwischt, meistens war ich jedoch zu spät dran und die örtlichen Insekten haben sich an den Feigen erfreut.
Die Blutpflaume ist zuerst reif und meine Ausbeute dieses Jahr überschaubar. Nur fünf Gläser saurer-süßer Marmelade. Damit komme ich nicht weit, müsste ich davon leben. Genau aus diesem Grund hüte ich die Gläser wie einen Schatz. Ich weiß, wie ich mich freue, erinnern sie mich im kommenden Herbst oder Winter doch ein wenig an den Frühling.