#167 besetzt

Manche Dinge sind selbstverständlich, dass ein Ausbrechen aus ihrer Gewohnheit oder ein Fehlen unverhoffte Aufmerksamkeit hervorruft. So geht es mir, als ich vom Kuchen holen für das sonntägliche Kaffeekränzchen nach Hause komme und meinen Fahrradparkplatz im Garten besetzt vorfinde. Nanu? Wie selbstverständlich der kleine Roller in seinen fröhlichen Farben mit akkurat angebrachter Tasche am Griff dort steht. Sorgfältig eingeparkt – da gibt’s nichts zu meckern. Rückwärts – wie mein Rad unter den schützenden Ästen des Jelängerjelieber-Strauchs und unserem Holzschuppen auch immer steht. Ich lächle breit und freue mich über die Okkupation meines Stellplatzes. Eine gewisse Ahnung beschleicht mich, um wen es sich hier handeln könnte obwohl mir dieses Rollerexemplar nicht bekannt ist.

Ich mache es mir auf meinem Balkon bequem. Kaffee trinkend, mit den Füßen auf dem Stuhl, den Sonnenschein im Gesicht, meinem Hörbuch lauschend. Was will ich mehr? Die Vögel – Kohlmeisen, Spatzen und Amseln – habe allesamt ein Bad in meinem Waschzuberteich genommen und sitzen nun abwechselnd im Baum über mir, um sich ihr Gefieder zu putzen. Dabei schnattern und zwitschern sie ordentlich durcheinander. Ganz schön laut das Vogelvolk, dennoch hört es sich wie Musik in meinen Ohren an.

Irgendwann schleichen vier kleine Füßchen heran. Die offensichtliche Rollereigentümerin und ihre Freundin holen das Gefährt von seinem Parkplatz ab. Ich freue mich über den Eifer der kleinen Mädchen und schiebe mir versonnen ein leckeres Stück Erdbeer-Biskuit-Kuchen in den Mund. Mmh, mit viel Liebe gebacken, das schmecke ich sofort. Außerdem bin ich zufrieden mit mir. Ein nicht zu verachtendes Gefühl wie ich finde. Bin ich meinem inneren Schweinehund doch geschickt entwischt und habe fast sechzig Kilometer auf dem Rennrad hinter mir. Bergauf und bergab. Allmählich merke ich, dass die Form kommt. Ein wunderbares Gefühl. Endlich zu merken, dass sich die Plackerei lohnt, da schmeckt der Kuchen gleich dreimal so gut.

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