Bevor ich ihn sehe, höre ich ihn. Ein Geräusch, fremd in meiner Arbeitsumwelt, weshalb es mich aufhorchen lässt. Ich lausche, kann die Ursache aber nicht ausmachen. Ich gehe zum Fenster schaue mich um. Nichts zu sehen. Später nehme ich die winzig kleine Gestalt wahr, die sich ans Ladekabel klammert. Dieser kleine Kerl hat solche Geräusche von sich gegeben? Alle Achtung. Sein Zirpen war laut. Jetzt, wo ich ihn sehe, kann ich es viel besser zuordnen. Das habe ich nicht erwartet. Schon gar nicht in dieser Umgebung. Was wahrscheinlich den Grund für mein nicht sofortiges Erkennen darstellt. Seinem gewöhnlichen Habitat beraubt, sitz er unbeirrt wie unbeeindruckt da und regt sich nicht. Ich bin versucht ihm sofort den Namen Flip zu verpassen aber dafür ist er nicht grün genug. Außerdem trägt er keinen Hut. Tun das Grashüpfer nicht für gewöhnlich? Was für ein surreales Bild.
Dieses kleine Lebewesen zwischen den modernen menschlichen Errungenschaften. Ein Alien. Er gehört ungefähr genauso wenig zwischen all die Bits und Bytes wie ich, stelle ich kurzerhand fest und komme zu dem Schluss, dass uns mehr verbindet als trennt. Ich zücke mein Handy für ein Foto. Flip (jetzt habe ich es doch getan – aus Ideenlosigkeit) erschüttert nichts. Selbst das Chaos auf meinem Schreibtisch nicht.
Meine Neugier ist geweckt. Im Zoom der Kamera betrachte ich ihn näher. Auf diese Weise wird der Kontrast zum Restequipments um ihn herum noch deutlicher. Wie gesagt, ich fühle mich bisweilen auch in einer unwirtlichen Umgebung ausgesetzt, wenn es zu technisch, zu digital wird. Irgendwann hat Flip genug und macht einen riesigen Satz aus meinem Blickfeld. Ich brauche eine Weile, bis ich ihn in gut zwei Meter Entfernung wiederfinde. Respekt – im Gegensatz zu mir verfügt er auf alle Fälle mal über Superkräfte. Würde ich manchmal auch gerne so weit springen können?