#211 Abendsonne

Ein Tag ohne nennenswerte Höhepunkte neigt sich dem Ende. Die Sonne steht schon tief, das Abendbrot ist gegessen. Lauwarmer Blumenkohlsalat mit Möhrchen und all den Dingen, die ich gelernt habe für diese Mahlzeit auf den Tisch zu bringen.

Jetzt sitze ich in meine Aufgabe vertieft auf dem Balkon in der schrägstehenden Abendsonne und versuche mit leicht zusammengekniffenen Augen das zu entziffern, was meine Finger tippen. Stimmen von Groß und Klein schwirren aus der Nachbarschaft herüber, mein Nachbar (#204 kostenfrei) fragt seine Frau, ob dieses oder jenes Getränk noch vorrätig ist und macht sich auf den Weg. Die beiden Wollknäule heiser kläffend und laut hechelnd im Schlepptau. Es ist warm. Ich schaue auf meinen Marillenbaum und überlege, was ich mit den restlichen Früchten anstellen soll, die noch üppig am Baum hängen. Wahrscheinlich Obstkuchen backen oder so. Mal sehen. Ein Ast hängt so vollbepackt mit Früchten herab, dass ich Limbo tanzen muss, um darunter durch zu kommen. Dieses Jahr ist die Ernte gut. Es gibt viele dicke Früchte ohne nennenswerte Ausfälle. Wespen und sonstiges Krabbelgetier halten sich noch zurück.    

Vorhin habe ich früh Feierabend gemacht. Mit der sich ausbreitenden Urlaubszeit ist ein wenig Verschnaufpause im rastlosen Alltag angesagt. Ich habe es heute gut erwischt, denn auf der Heimfahrt stehe ich an einer großen Kreuzung im Stau. Die Straße ist gesperrt, weil ein Fahrzeug quer über die Fahrbahn die Böschung raufgefahren ist. Der Abschleppdienst ist da und die Polizei auch. Meine Umleitung führt mich durch unbekannte Ortschaften. Da mein Navi die Störung nicht versteht, juckle ich dem Auto vor mir hinterher in der Hoffnung, es mit einem Ortskundigen zu tun zu haben. Als ich mich endlich von einer anderen Seite der ersten Kreuzung nähere, gibt es dort einen weiteren Unfall. Blechschaden wie es aussieht. Ereignislose Tage haben ihren ganz besonderen Charme.  

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