#223 Wettkampfsonntag

Der Wettkampfsonntag findet ohne mich statt. Ich bin als Support dabei und schaue mir das Triathlonspektakel aus der Distanz an. In der Halle des örtlichen Sportvereins gibt es die Startunterlagen. Nebenan auf dem Sportplatz ist das Ziel aufgebaut. Rund um die Bande der Tartanbahn hängen die Sponsorenbanner, Beachflags flattern im Wind, die Verpflegungsbuden sind parat. Nach dreißig Minuten habe ich den Text für heute abgespeichert im Kopf. Denke ich.

Denke ich bis zum Check in für den Radwechsel. Dort steht eine ungewohnt lange Schlange. Nichts geht voran und so laufe ich vor bis zum Schwimmstart am Seeufer. Die Athleten und Athletinnen der ersten Distanz sind bereits unterwegs, sind schon auf der Laufstrecke. Ich bin Zuschauer bei der nächstlängeren. Die DRLG ist bereits eingearbeite. Ihre Surfbretter und Boote sind samt Rettungsschwimmer im Wasser und sichern die Strecke. Der Startbogen ist aufgeblasen, blaue Matten liegen für die Zeitmessung bereit, aus den Lautsprechern dröhnt beatlastige Musik. Gerade läuft „Take on me“. Die Lautsprecherstimme verkündet, dass der letzte Schwimmer gleich aus dem Wasser ist. Deshalb also die Verzögerung.

Ich nehme wahr, wie die Zuschauermenge um mich herum ruhig auf das Geschehen blickt. Schließlich sehe auch ich einen Mann, der ein Schlauchboot hinter sich her zieht. Alle Zuschauer und Helfer klatschen. Ich erkenne, das der Athlet einen Teenager über den Sand den kleinen Anstieg in Richtung Wechselzone trägt. Der junge Mann kann sich nicht bewegen. Er ist spastisch gelähmt. Der Triathlet setzt ihn in den Rollstuhl, der hinter seinem Rennrad befestigt ist. Erst sichert er seinen Passagier, dann setzt er sich seinen Helm auf, schlüpft in die Radschuhe, schließt sein Startnummernband. Und los geht es für die beiden zur zweiten Disziplin. Es beeindruckt mich. Vorhin habe ich einen Best-Ager-Teilnehmer gesehen auf dessen T-Shirt plakativ der Spruch stand: „NO FCKN e-Bikes!“ Welch ein Kontrast.

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