Ich sitze in der Fußgängerzone draußen im Restaurant (#137 Asia Wok) an einem leicht lädierten Holztisch. Ein älterer Mann kommt auf einem Damenrad mit Korb vorbei. Er hat offensichtlich ebenfalls die Absicht, hier etwas zu essen. Gute Wahl. Es geht schnell und ist lecker. Er stellt sein Rad ab, läuft mehrfach zwischen diesem und dem Eingang hin und her. Sein Gesicht ist von einem grauen Vollbart vollends eingenommen. Zwischen ihm sehe ich, dass ihm mehrere Zähne fehlen, da er, für mich unverständlich, vor sich hinredet. Ansonsten trägt er T-Shirt und Shorts. Diese beiden Kleidungsstücke sind im Verhältnis zu den Schuhen extrem unauffällig. Seine Schlappen, er trägt eine Art Badelatschen, von denen bei der rechten das vordere Drittel fehlt. Er also mit den Zehen bis zum Ballen barfüßig unterwegs ist. Im Übrigen sind sie rosa.
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich ihn als einen Kauz beschreiben. Und da ich es nicht besser weiß, ist er das für mich. Er trägt einen Cremetopf mit Deckel als Taschenersatz bei sich, bestellt ein Bier und etwas zu essen. Er ist so umsichtig und räumt den Platz, an dem er gerne essen möchte, frei und trägt Teller und Glas ins Innere des Lokals. Dann läuft er wieder zu seinem Rad. Was er dort tut, kann ich nicht sehen. Jedenfalls kommt er mit einem Fahrradschlauch in der Hand wieder, den er sich zum Essen, zweifach um den Hals wickelt. Als ihm das Messer runterfällt, hebt er es auf und wischt die Klinge sehr sorgfältig, mehrmals links und rechts unter seinen Achseln ab. Ich brauche eine Weile, bis ich verstehe, was er tut. Seiner geballten Kauzigkeit zum Trotz, staune ich dann wieder nicht schlecht, als er seine Rechnung mit einem einhundert Euroschein begleicht. Die Fülle meiner bestätigten wie widerlegten Verurteile war selten größer.