#10 Glockenspiel

In meinen dicken Mantel gemummelt und mit Schal und Handschuhen bestens präpariert, laufe ich los. Ohne ein festes Ziel zu haben, folge ich einfach meinen Füßen, die sich Richtung Stadt bewegen. Ich laufe zwischen den gedrungenen Häusern der Altstadt entlang, schaue mir die hübschen Fassaden und hier und da die Auslagen in den Schaufenstern an. Über den Markt auf dem Marktplatz schlendere ich weiter richtig modernem Teil unseres Städtchens. Ich habe weiterhin kein Ziel, mir fehlt nichts. Ich genieße den Sonnenschein und die wärmenden Strahlen auf meinem Gesicht. Die kühle Luft und der warme Sonnenschein bilden eine herrliche Symbiose an diesem Tag, die es zu genießen gilt.

Meine Füße haben ihren Rundgang schon fast beendet und wenden sich gen Ausgang der Innenstadt zu, als ich seit langem mal wieder das Glockenspiel an unserem Rathaus deutlich vernehme. Es ist wunderschön. Ich halte verzückt inne und stelle mich alibimäßig an ein Schaufenster, den Blick aussichtslos an die Scheibe geheftet, denn mein Ohr lauscht dem hellen Klang des Spiels. Es erfasst die wunderbare Melodie. Wie viele Menschen wohl schon stehen geblieben sind, um der Melodie zu lauschen (abgesehen von Touristen), frage ich mich. Das Glockenspiel gibt es schon lange, deshalb werden es viele sein. Die Melodie, so flüchtig sie auch ist, ist in diesen Minuten des Spiels eine konstante Größe, um das sich das Universum dreht. Stets verlässlich, zur selben Zeit und mit selben Klang. Und ungeachtet der Menschen, die sich wuselig in geschäftigem Hin und Her zu ihr bewegen. Die Melodie nicht, sie ist einfach nur da.

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