Unverhofft kommt oft oder es läuft grundsätzlich immer anders als (man) ich denke. Das sind wohl die beiden Überschriften, die für mich für den heutigen ersten Tag unserer Bikepacking-Tour stehen. Der Start war super. Der Mistral blies in ausreichender Menge schön von hinten und hat mich die ersten dreißig Kilometer im Flug nehmen lassen. Doch dann kam Kilometer einunddreißig und es ging nichts mehr.
Selbst fünft „Long Distance Gels“, zwei Flaschen zuckrige Cola, eine geschenkte Banane und rund drei Liter Flüssigkeit konnten mir nicht helfen. Mein Kreislauf hat mir eine Streich gespielt, sich weg geduckt und mich am Straßenrand mit großen Augen in der Böschung sitzen lassen. Shit happens. Mein Begleiter hat sein absolut bestes gegeben, mich die Hügel rauf geschoben, mir gut zugeredet. Nach insgesamt sechzig Kilometer hatte ich dann trotzdem Faxen dicke, keine Kraft mehr. Also bin ich von Limoux nach Quillan, das letzte Drittel unserer heutigen Etappe, per SNCF gefahren (meine Begleitung nicht). Wahrscheinlich war ich schlichtweg überhitzt. Das hatte ich bisher noch nicht. Allerdings waren alle ersten Etappen unserer Touren mit ungewohnten Wendungen versehen. So gesehen ist das nichts Neues. Was soll’s?
Jetzt geht’s mir wieder gut, sitze im Garten unserer Unterkunft, einem wunderschönen Jugendstilhaus. Die authentischer Einrichtung mit ebenfalls wunderschönen Bodenfliesen flashen mich. Ich kann mich nicht sattsehen. Das entschädigt für die Strapazen. Wir haben in der Küche mit Dosenbier, Salat und Focacia gut gegessen und genießen im Garten noch den kühlen Abendwind.
Denn trotz allem war der erste Tag wunderbar. Pinien und Rosmarin haben ihren Duft verbreitet, das satte Grün der Weinreben steht, wie immer, in perfektem Kontrast zum Ocker der Landschaft. Frankreich ist einfach wunderbar. Wunderbar (und meine Rettung) war dann, wie gesagt, dass es einen Bus gab, der mich ans Ziel gebracht hat. Kostenlos. Eine Frau hat mir berichtet, dass das hier überall so ist, damit Menschen, die sich kein Ticket leisten können dennoch zur Arbeit oder in den nächstgrößeren Ort fahren können. Das würde uns in Deutschland ebenfalls gut zu Gesicht stehen. Der Busfahrer war nett und freundlich und hat mir mein Rad im Gepäckraum verstaut. Sowieso bekommen die heutigen Begegnungen 10 von 10 Punkten. Auch das Ehepaar, dass angehalten hat, gefragt hat, wie es mir geht und extra nach Hause gefahren ist, um mir eiskaltes Wasser und eine Banane zu bringen. Jetzt planen wir den nächsten Tag. Morgen früh trinke ich bis ich platze und kühle mich unterwegs. Muskelkater habe ich keinen und mein Hintern ist ebenfalls völlig okay.