Das Abenteuer in den Pyrenäen nimmt Fahrt auf. Zunächst läuft alles wie geplant. Es gibt einen Anstieg, den es zu bewältigen gilt. Danach nur noch abwärts zum Etappenziel. Einen Campingplatz, den wir uns gestern ausgeguckt haben und der auf halbem Weg zum Col d’Aspet liegt.
Es ist bewölk und mir ist ein wenig frisch, was sich allerdings schnell ändert, denn gleich hinterm Ortsausgang geht es bergauf. Da ich weiß, was vor mir liegt, kann ich mich problemlos drauf einstellen. Zähne zusammenbeißen, Hügel rauf und gut ist es. Derweil zähle ich wieder die toten Tiere. Im Laufe des Tages kommen noch zwei Ratten, eine Schlange und ein toter Igel hinzu. Auch so kann ich die Fauna der hiesigen Gebirgswelt kennen lernen. Einen großen Greifvogel gab es heute auch schon. War aber leider noch kein Gänsegeier, der wäre noch größer.
Nach kurzem Geplänkel zieht die Steigung an. Jeden Kilometer kann ich sehen, was der nächste bringt, denn die durchschnittliche Steigung wird fein säuberlich auf einem Schild am Straßenrand festgehalten. Teilweise 8% im Durchschnitt. Mit Gepäck rauf, da wird dann doch irgendwann die Luft knapp. Die Straße lässt sich gut fahren. Es ist wenig Verkehr, so dass ich es sogar wage, ein wenig mit der Ideallinie zu spielen und die Kehren immer außen fahre. Zum Glück ist der obere Teil relativ flach. Ich lenke mich mit der Aussicht ab und dem Mantra: ich habe es so gewollt.
Nach gut zwei Stunden ist es geschafft. Die Gipfel sind heute wolkenverhangen, dafür kommen die Pferde und Kühe, die hier frei rumlaufen, neugierig näher. Wir machen die üblichen Gipfelfotos, ziehen unsere Windjacken für die Abfahrt an und schon geht es wieder runter. Das macht mal so richtig Spaß.
Der nächste Stopp für Kaffee und Snack ist in einem Dorf am Fuß des Bergs. Es ist noch recht früher Nachmittag, das Ziel nicht mehr fern. Also biegen wir zum Biosupermarkt ein, den wir bereits aus einer früheren Tour kennen. Hätte auch nicht gedacht, dass ich hier noch einmal vorbei komme. Wir kaufen euphorisch Baguette, Wurst, Käse, Chips, Brotaufstrich, Joghurt, Riegel, Wasser und eine Flasche Wein ein, weil wir wissen, dass es am Zielort nichts gibt und wir uns selber verpflegen müssen. Es passt alles noch gerade so in irgendwelche freien Ritzen in unserem Gepäck.
Dann erreichen wir nach kurzer Fahrt unser Ziel. Da jedoch strahlt uns das Abenteuer von allen Seiten entgegen. Tja, was soll ich sagen? Mit dieser Wahl haben wir uns gründlich vertan. Ich erspare euch die Einzelheiten.
Lange Rede kurzer Sinn. Es geht weiter. Fast zwanzig Kilometer den Berg rauf in Richtung Col d’Aspet – mit allen Vorräten am Leib und im Gepäck zum nächsten Campingplatz. Hier wird zum Glück das komplette Gegenteil geboten. Es hat sich gelohnt. Und jetzt sitze ich frisch geduscht da, während ich die Zeilen schreibe. Dabei weiß ich definitiv, dass mir das Vesper gleich wieder großartig schmecken wird.